Eurobus nimmt am Sonntag das erste Schweizer Fernbusnetz in Betrieb. Die Tickets sind halb so teuer wie ein SBB-Billett. Sechs Busse des zur Knecht-Gruppe gehörenden Unternehmens fahren täglich auf drei Strecken quer durch die Schweiz. Die Verbindungen St. Gallen und Genf Flughafen, Zürich Flughafen via Basel Euroairport nach Lugano TI sowie Chur und Sitten sind bereits buchbar.
Um das nationale Fernbusgeschäft erfolgreich aufzuziehen und zu betreiben, wie Eurobus gestern mitteilte, nimmt das Windischer Unternehmen nun die Dienste des deutschen Fernbusgiganten Flixbus in Anspruch. «Wir werden für den Vertrieb der konzessionierten Fernbuslinien das erprobte Buchungssystem von Flixbus nutzen», sagt Eurobus-Sprecher Jonathan Spirig. Die Konzession, das Angebot, die Linienführung und das Pricing würden vom Schweizer Anbieter gehalten. Das giftgrüne Flixbus-Logo prangt dennoch auf dem Heck der Schweizer Fernbusse.
So kommt Flixbus durch die Hintertür zu einem Schweizer Fernbusnetz. Eine eigene Konzession für Inlandstrecken brauche es jetzt nicht mehr, heisst es am Firmensitz in München (D).
BLICK-Buchungscheck deckt Probleme auf
Doch mit dem Fernbusriesen kommen nun auch die Probleme. Ein Buchungscheck von BLICK auf www.flixbus.ch offenbart: Die bislang angekündigte 1. Klasse ist nicht mehr im Angebot. Auch GA-Abonnenten, für die eine Fahrt im Fernbus nichts kosten dürfte, zahlen nun fünf Franken. Versprochene Tariftypen wie Mehrfahrtenkarten und Kindertarife (0 bis 6, 6 bis 16 Jahre) fehlen. Halbtax-Reisen können nicht gebucht werden.
Von diesen Punkten liest man in der gemeinsamen Mitteilung von Eurobus und Flixbus kein Wort. Mit keinem Wort erwähnt sind auch Abstriche beim Streckennetz: Einzelne Haltestellen und der Hub im aargauischen Rothrist fallen weg. «Wir versprechen uns dadurch kürzere Reisezeiten auf wichtigen Teilstrecken wie Zürich–Bern», sagt Sprecher Spirig. Das sei in einer Konzessionsänderung beantragt, das Bundesamt für Verkehr (BAV) will diese genehmigen, heisst es dort.
Noch kompatibel mit der Konzession?
Das erste inländische Fernbus-Angebot unterscheidet sich komplett von der ursprünglichen Lancierung. Erst hatte Domo aus Glattbrugg ZH die Konzession bekommen. Dann übernahm Eurobus das Zürcher Fernbus-Start-up und jetzt ist auch noch Fernbusgigant Flixbus mit von der Partie.
Ist das noch kompatibel mit der ursprünglich erteilten Konzession?
Ja, mit einer wichtigen Ausnahme, heisst es beim BAV. «Eurobus ist in der Konzession verpflichtet, Halbtax und GA anzuerkennen. Das muss über alle Absatz-Kanäle gewährt werden», sagt Sprecherin Olivia Ebinger zu BLICK.
Eurobus beschwichtigt: «Wir haben leider technische Probleme in der IT», sagt Spirig. «Wir arbeiten daran, die Buchungsmöglichkeit für Halbtax und GA möglichst schnell freizuschalten.» Die fünf Franken seien eine Reservierungspauschale, die alle zu bezahlen hätten.