Lange wurde darüber spekulierte, wann Flixbus ein nationales Streckennetz in Betrieb nimmt. Nun ist klar: Am 10. Juni ist es so weit. Dann werden die Fernbusse die Strecken St. Gallen–Flughafen Genf, Chur–Sitten, Chur–Flughafen Zürich und Basel EuroAirport–Lugano bedienen. Dafür spannt der deutsche Fernbus-Gigant mit Eurobus, dem grössten privaten Schweizer Busunternehmen, zusammen.
Ein fast perfekter Deal: Das Schweizer Busunternehmen wird für den Vertrieb der konzessionierten Fernbuslinien das Buchungssystem von Flixbus nutzen. Die Konzession, das Angebot, die Linienführung und die Preisgestaltung bestimmt Eurobus. Das Unternehmen hatte erst kürzlich das Busunternehmen Domo Swiss Express und dessen Konzessionen übernommen.
Damit lassen die zwei ehemaligen Konkurrenten die Muskeln spielen – und sägen weiter am Monopol der SBB. Über finanzielle Details des Deals schweigen Eurobus und Flixbus.
Neue Konkurrenz für die SBB
Bereits im April hatten die Bundesbahnen eine empfindliche Niederlage erlitten. Für die beiden – äusserst rentablen – Strecken Bern–Biel und Bern–Burgdorf–Olten wurde die Konzession der Regionalbahn BLS zugesprochen. Zwar ist der Entscheid noch nicht definitiv. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Bundesamt für Verkehr (BAV), wenn es Mitte Juni informiert, bei diesem Plan bleibt. SBB-Chef Andreas Meyer (57) erwägt, dagegen eine Beschwerde einzureichen.
Während das Monopol der SBB bröckelt, freut sich Roger Müri von Eurobus, dass man sich mit dem Marktführer im europäischen Fernbusverkehr auf eine Zusammenarbeit einigen konnte und die Kunden künftig von den Kompetenzen beider Unternehmen profitieren werden. «Das Buchungs- und Ticketingsystem von Flixbus ist in der Branche richtungsweisend und wird den reibungslosen Start unseres Angebots erleichtern», so Müri.
Eurobus hat beim BAV Konzessionsgesuche für sieben nationale Fernbuslinien eingereicht. Das machte der SonntagsBlick im Dezember publik. Unter anderem sollen die Eurobusse täglich zwei bis vier Mal von Zürich nach Grindelwald BE und Davos GR fahren. Täglich bis zu sechs Mal soll es von Bern nach Montreux VD gehen. Vorgesehen sind auch Verbindungen nach Basel, Genf und ins Tessin.
Reisen mit Flixbus immer beliebter
Flixbus-Geschäftsführer Fabian Stenger (31) glaubt, dass die Anbindung des innerschweizerischen Netzes ans europaweite Flixbus-Netz die Nachfrage nach Fernbusreisen noch einmal verstärken wird. «Bereits jetzt können wir für die 200 internationalen Direktziele ab der Schweiz fast 50 Prozent mehr Passagiere verzeichnen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.»
Die drei bereits für den Betrieb konzessionierten nationalen Fernbuslinien (St. Gallen–Flughafen Genf, Chur–Sitten, Chur–Flughafen Zürich und Basel EuroAirport–Lugano) werden ab dem 10. Juni täglich in beide Richtungen betrieben und ab dem 5. Juni sowohl auf der neu lancierten Webseite der beiden Unternehmen www.swiss-express.ch als auch auf www.flixbus.ch, in der FlixBus-App, in ausgewählten Vertriebskanälen des öffentlichen Verkehrs sowie in zahlreichen Reisebüros buchbar sein.
Sechs neue Doppelstöcker ab Dezember
Weil das neue Gespann Flixbus/Eurobus eine Konzession für den Betrieb von drei nationalen Fernbuslinien hält, werden Halbtax-Abonnement und Generalabonnement akzeptiert. Zum Start der Fernbuslinien werden laut Eurobus und Flixbus sechs Standard-Reisebusse eingesetzt. Ab dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember sollen sechs neue Doppelstöcker mit behindertengerechten Toiletten zum Einsatz kommen.
Entgegen der Medienmitteilung von Mitte April werden die rot-weissen Busse unter dem Namen Eurobus und mit Flixbus-Logo unterwegs sein und nicht unter dem Namen Domo Swiss Express. «Mit Eurobus verfügen wir bereits über eine in der Schweiz bestens verankerte Marke, die für hohe Qualität steht», erklärt Roger Müri den Entscheid.