Deutsche und Ösis hängen uns ab
Das verlorene Jahrzehnt der Schweizer Hotellerie

Die Schweiz liegt bei den Übernachtungszahlen ausländischer Gäste noch immer hinter dem Rekordjahr 2008 zurück – ganz anders unsere Nachbarländer.
Publiziert: 03.03.2019 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2019 um 11:55 Uhr
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Schweiz Tourismus zog diese Woche Bilanz für das Jahr 2018. 38,8 Millionen Hotelübernachtungen wurden verbucht – neuer Rekord! Im Bild: Gstaad BE.
Foto: Switzerland Tourism
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Diese Woche zog Schweiz Tourismus Bilanz für 2018. Ein neuer Rekord war zu vermelden – 38,8 Millionen Hotelübernachtungen! Diesen Erfolg verdankt die Hotellerie der Treue ihrer inländischen Gäste. Bei Touristen aus dem Ausland dagegen gibt es kaum Grund zum Jubeln. Dort liegt die Anzahl der Übernachtungen noch immer hinter dem Rekordjahr 2008 zurück.

Es muss von einem verlorenen Jahrzehnt gesprochen werden – insbesondere im Vergleich mit der Entwicklung unserer Nachbarländer: Österreich konnte die Übernachtungszahlen ausländischer Gäste seit 2008 um 19 Prozent steigern, Deutschland sogar um 55 Prozent (siehe Grafik). Was aber sind die Gründe für diese ungleiche Entwicklung? Lässt sie sich ausschliesslich mit dem Effekt des starken Schweizer Frankens erklären?

Es fehlt am Profil und an Investitionen

Nein, sagt Urs Wagenseil, Leiter des Kompetenzzentrums Tourismus an der Hochschule Luzern: «Die Schweizer Berggebiete haben es in den 70er- und 80er-Jahren versäumt, kontinuierlich in die Infrastruktur zu investieren und sie zu modernisieren.» Dies sei erst jüngst anders geworden. Vielen mittelgrossen Destinationen in der Schweiz fehle zudem ein klares Profil, das Reisewillige anlocken könne.

Der Experte weist darauf hin, dass die letzten zehn Jahre nicht für alle enttäuschend waren: «Die Schweizer Städte konnten kräftig zulegen!» Mit Deutschland und Österreich aber kann die Schweiz auch hier nicht mithalten. «Wien alleine zieht mehr ausländische Gäste an als alle relevanten Schweizer Städte zusammen», sagt Wagenseil.

Branche ist wachgerüttelt

Schweiz Tourismus will nicht von einem verlorenen Jahrzehnt sprechen, gesteht aber ein, dass die Einbrüche – besonders bei den europäi­schen Gästen – «sehr schmerzhaft» gewesen seien. Sprecherin Liên Burkard: «Der Frankenschock hat auch dazu geführt, dass die Branche etwas wachgerüttelt wurde.»

Seither habe sich viel getan. Nun gehe es vor allem darum, dass die Tourismusbranche wichtige Investitionen umsetzen könne.

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