Deutsche Lieferadressen für Schweizer Online-Shopper sind kein neues Phänomen, seit Schweizer Käufer auf diese Weise viel Geld sparen können (siehe Box). Doch seit dem Frankenschock schiessen sie in Waldshut, Weil am Rhein, Singen und Konstanz wie Pilze aus dem Boden. Jüngste Zahlen des Marktforschers Ipsos zeigen: 66 Prozent der Schweizer Online-Shopper bestellen auch im Ausland!
Eine BLICK-Umfrage bei den grossen Anbietern zeigt, dass dieses Jahr 30 Prozent mehr Bestellungen über die Lieferadressen abgewickelt wurden. «Wir erhalten täglich neue Kunden», schwärmt Pionierin Mandy Klein (46) aus Konstanz. Jeden Tag kommen im Schnitt 300 Sendungen rein. Im Mai 2014 eröffnete sie einen zweiten Standort. Inzwischen stapeln sich auch dort die Pakete bis unter die Decke. Dass sie immer mehr Konkurrenz erhält, kümmert sie nicht: «Wir haben mehr als genug zu tun.»
Noch stressiger gehts im Städtchen Weil am Rhein zu und her, das sich mit Basel eine Grenze teilt. Der grösste Anbieter Andreas Burg (43) verarbeitet kurz vor Weihnachten bis zu 3000 Pakete am Tag. Seit dem Frankenschock konnte er sieben weitere Angestellte verpflichten. Jetzt sind 36 Leute für ihn tätig. Sie bedienen an Spitzentagen bis zu 1500 Kunden. «Kürzlich mussten wir in einer unserer zwei Hallen die Fläche erweitern», sagt Burg.
Auch Michael Aust (44) konnte mit seiner Firma Grenzpaket.ch expandieren. Der Deutsche betreibt inzwischen 43 Lieferadressen. Seit dem Frankenschock sind sieben neue dazugekommen. Er arbeitet mit Läden und Händlern zusammen, die an der Schweizer Grenze eine Filiale betreiben. «Der Frankenschock war wie zweite Weihnachten», erzählt Aust. «Weil die Nachfrage weiter steigt, suchen wir ständig nach neuen Partnern.»
Immer mehr private Kleinstanbieter springen auf den Zug auf. Bereits dürfte es knapp 1000 Lieferadressen geben, schätzt Jan Bomholt (42), Gründer von Meineinkauf.ch. Keiner beobachtet das Business so intensiv wie er. Sein Service geht noch einen Schritt weiter: Er transportiert die Pakete zur Grenze und bringt sie auf der Schweizer Seite zur Post. Das kostet mindestens 15 Franken.
Bomholt ist 2012 mit drei Angestellten gestartet, heute beschäftigt er zehnmal mehr. «Alleine letztes Jahr wuchs unser Umsatz um das Dreieinhalbfache», sagt der HSG-Absolvent.
Derzeit wickelt er bis zu 1000 Pakete ab. Zehn deutsche Händler nutzen ihn sogar als offiziellen Schweizer Lieferkanal. Nachahmer versuchen, ihm Marktanteile streitig zu machen. Aber mit wenig Erfolg, wie er feststellt: «Sie schaffen es gerade mal, die allgemeinen Geschäftsbedingungen auf unserer Website zu kopieren.»
Wahre Konkurrenz droht ihm nur von Amazon. Noch liefert der Internetriese nur einen Bruchteil seines Angebots in die Schweiz. Das könnte sich dereinst ändern. Und weil viele Lieferadressen vor allem Amazon-Ware entgegennehmen, müssten wohl einige Anbieter das lukrative Geschäft aufgeben.
Der Aufbewahrungsservice funktioniert so: Man bestellt bei EU-Onlineshops, die nicht oder nur zu hohen Preisen in die Schweiz liefern, und gibt die deutsche Lieferadresse an. Dort holt man die Ware ab und bezahlt eine Gebühr, in der Regel um die 5 Euro. Was weniger als 300 Franken kostet, darf danach steuerfrei in die Schweiz gebracht werden. Was darüber liegt, muss am Zoll deklariert werden. Die Mehrwertsteuer von 8 Prozent kommt dann noch dazu. Einzelne Anbieter übernehmen auch diesen Service.
Der Aufbewahrungsservice funktioniert so: Man bestellt bei EU-Onlineshops, die nicht oder nur zu hohen Preisen in die Schweiz liefern, und gibt die deutsche Lieferadresse an. Dort holt man die Ware ab und bezahlt eine Gebühr, in der Regel um die 5 Euro. Was weniger als 300 Franken kostet, darf danach steuerfrei in die Schweiz gebracht werden. Was darüber liegt, muss am Zoll deklariert werden. Die Mehrwertsteuer von 8 Prozent kommt dann noch dazu. Einzelne Anbieter übernehmen auch diesen Service.