Marcel Dobler (43) ist der Zwiespalt über den Verkauf des Spielwarenhändlers Franz Carl Weber (FCW) gut anzumerken. Der Frage, ob er seine Anteile mit einem lachenden oder weinenden Auge verkauft habe, weicht er am Telefon mit Blick aus. Nach einigem Überlegen sagt er: «Diese Lösung ist die beste für die Zukunft der Firma. Darum ging es mir immer.»
Klar ist: «Franz Carl Weber war und ist eine Herzensangelegenheit für mich», so Dobler. Der Nationalrat und Digitec-Mitgründer war 2018 als Aktionär bei FCW eingestiegen, hatte das traditionsreiche Spielwarengeschäft zusammen mit anderen Investoren aus der Konkursmasse der französischen Ludendo-Gruppe gerettet.
Zurück zu den Wurzeln
Nun also übernimmt die deutsche Drogeriemarktkette Müller 100 Prozent der Anteile an FCW, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Für das Schweizer Spielwarengeschäft ist es eine Rückkehr zu den Wurzeln – im doppelten Sinne.
Gegründet wurde FCW 1881 in Zürich vom bayrischen Einwanderer Franz Philipp Karl Friedrich Weber. Dieser hatte sich zuvor seine Sporen als Kaufmann bei einer Spielwaren-Exportfirma in Deutschland und bei der Zürcher Drogerie Fisler abverdient. Nun also kehrt das Unternehmen wieder zurück in deutsche Hände, geführt von der Müller Handels AG Schweiz.
Der Verkauf war alles andere als ein Kinderspiel. Die Suche nach einer Lösung für die sanierte Spielwaren-Kette begann schon vor zwei Jahren. «Wir haben auch im Ausland nach Partnern für eine Einkaufsgesellschaft gesucht», sagt Dobler. Doch die Hoffnungen zerschlugen sich, also blieb nur noch der Verkauf an Müller.
Profitieren von Einkaufsmacht
Müller ist ein Gigant mit über 900 Filialen in sieben Ländern. Die Drogeriemarktkette ist mit 69 Filialen in der Schweiz präsent, verkauft nicht nur Puder, Cremen und Duschmittel, sondern auch Spielwaren – zu meist sehr günstigen Preisen. Im Vergleich mit diesem Imperium ist FCW ein Winzling, mit 23 Geschäften und 196 Angestellten.
Angst vor der neuen internen Konkurrenz hat Dobler nicht: «FCW punktet mit Fachberatung und Standorten an Toplagen.» Zudem soll die Schweizer Kette künftig von der Einkaufsmacht der Deutschen profitieren. Wer für fast 900 Filialen Spielwaren bestellt, kann ganz andere Preise durchsetzen als ein kleiner Schweizer Fachhändler.
Dobler hat zwar seine Anteile verkauft, wird aber weiterhin als Verwaltungsrat die Fäden im Hintergrund ziehen. «Für die Angestellten und Kunden bedeutet der Verkauf keine Veränderung, ein Abbau ist nicht geplant.» Im Gegenteil: Ein Ausbau des Filialnetzes sei denkbar, es würden bereits verschiedene Standorte evaluiert, so Dobler zu Blick.