In der Schweiz glaubt keiner mehr so richtig an Charles Vögele. Die Kleiderkette steckt in tiefroten Zahlen. Heute früh machte CEO Markus Voegeli (55) einen Verlust von 62 Millionen Franken für 2015 bekannt. Im Vorjahr betrug der Verlust bereits 11 Millionen Franken. Voegeli: «Wir haben unsere Ziele eindeutig verfehlt.»
Aktionäre werfen den Titel haufenweise auf den Markt. Bis zum Mittag betrug das Minus gegen 7 Prozent. «Derzeit würden wir nicht in den Titel investieren», schreibt die Schweizer Privatbank Vontobel in einem Kommentar. Der Turnaround der Kleiderkette benötige noch mehr Zeit.
Dass alleine das Wetter – ein warmer Herbst und milder Winter – schuld am Firmen-Debakel ist, nimmt den Vögele-Chefs keiner ab. Seit Jahren kommt die Kleiderkette nicht mehr auf einen grünen Zweig.
Migros verliert Interesse an Vögele
Die Migros hat im Herbst 2015 die Geduld verloren. Als sie 2008 anfing, Vögele-Titel zu posten, war der Konzern noch eine halbe Milliarde Franken wert. Viele Jahre war sie Ankeraktionär, versenkte laut «Bilanz» in eineinhalb Jahren über 20 Millionen Franken in der Modekette. Insgesamt beträgt der Verlust des Migros-Finanzinvestments 60 Millionen Franken, so das Wirtschaftsmagazin.
Heute hält der orange Riese nur noch 4,75 Prozent an Charles Vögele. Das Unternehmen ist heute an der Börse für rund 53 Millionen Franken zu haben.
Banken halten Voegeli die Stange
Überraschend: Nur die Banken scheinen noch an Vögele zu glauben. Mit Hilfe der Deutschen Bank, UBS und CS konnte Charles Vögele eine Kreditlinie von 245 Millionen Franken verlängern. Fragen hierzu wollte CEO Voegeli keine beantworten.
Immerhin: Die Finanzierung und damit der Fortbestand der Kleiderkette ist zwei weitere Jahre gesichert. «Der Kredit ist bis Mitte 2018 zu marktüblichen Bedingungen verlängert worden», sagt Präsident Max Katz (61). «Von einem Endspiel bei Charles Vögele kann also keine Rede sein.» Voegeli ergänzt: «Wir müssen jetzt einfach noch mehr Gas geben.»
Damit habe sich das Unternehmen Zeit gekauft, eine Investition in die Titel bleibe aber dennoch «hochspekulativ», urteilt der Vögele-Analyst der ZKB. Mit Blick auf die Eigenkapitalquote von lediglich 22 Prozent sei der Break-Even auf Gewinn-Stufe Ebitda im laufenden Jahr eine Notwendigkeit, schreibt der Vontobel-Experte dazu.