Der Reisedetailhändler büsste gemäss den am Mittwoch veröffentlichten Zahlen unter dem Strich 15,9 Millionen Franken ein, beim Betriebsergebnis EBIT resultierte ein Verlust von 10,9 Millionen. Auch der Umsatz lag mit 815,6 Millionen fast einen Fünftel tiefer als noch im Vorjahr. Ausgelöst wurde die Misere durch die Coronapandemie. Viele Kunden des Unternehmens, das vor allem an Bahnhöfen und belebten Orten Geschäfte betreibt, blieben während der Lockdown-Phase zuhause.
Durch die Massnahmen zur Eindämmung des Virus sei das Unternehmen gezwungen gewesen, seine Geschäfte zu schliessen oder die Öffnungszeiten anzupassen. Vor allem der Food-Bereich, zu dem beispielsweise die Filialen von Brezelkönig oder Backwerk gehören, habe stark darunter gelitten. Im April etwa waren rund 45 Prozent dieser Geschäfte ganz geschlossen, 54 Prozent hatten reduzierte Öffnungszeiten.
Der Bereich Retail, unter dem das Zeitungs- und Tabakgeschäft des Unternehmens zusammengefasst wird, war dagegen etwas weniger stark betroffen. Im April waren 11 Prozent dieser Läden, darunter K Kiosk oder Press & Books, geschlossen. Die Öffnungszeiten mussten in 36 Prozent der Geschäfte angepasst werden.
Valora habe mit diversen Massnahmen auf diese Entwicklungen reagiert und die Kostenbasis gesenkt. Im Vergleich mit dem Vorjahressemester seien die Kosten um etwa 10,3 Prozent gesenkt worden. Die budgetierten Betriebsaufwände wurden gemäss der Mitteilung um 15 Prozent gesenkt. Insgesamt sei es gelungen, mit den eingeleiteten Kostensenkungen die vom krisenbedingten Umsatzrückgang getriebene Abnahme des Bruttogewinns um fast 50 Prozent zu kompensieren, hiess es.
Rund 60 Prozent der total 42 eingesparten Millionen seien durch Anpassungen im Personalbereich erreicht worden, sagte Geschäftsführer Michael Mueller gegenüber den Medien. Dabei sei vor allem die Kurzarbeit ein wichtiges Instrument gewesen.
Zeitweise waren 50 Prozent der Belegschaft von Valora in Kurzarbeit. «Da inzwischen aber wieder deutlich mehr Filialen offen sind, konnte die Kurzarbeit bereits wieder reduziert werden», so Mueller. Wie viele Mitarbeitende derzeit noch in Kurzarbeit sind, bezifferte er allerdings nicht. «Wir wissen noch nicht, was die nächsten Monate bringen werden, Kurzarbeit wird auch künftig ein wichtiges Instrument bleiben», sagte er.
20 Prozent wurden zudem über andere Massnahmen, darunter zum Beispiel bei der Administration, eingespart. Durch niedrigere variable Mieten und Mietzugeständnisse während des Lockdowns seien weitere 20 Prozent eingespart worden.
Die Reduktion der Mieten bleibe nun auch im zweiten Halbjahr im Fokus, betonte Mueller. Bisher seien nämlich nur für die Lockdown-Phase die Mietregelungen geändert worden. Doch Valora geht davon aus, dass es auch längerfristig deutlich weniger Kunden kommen dürften. «Diese Rückgänge sind nicht abbildbar über die Mindestmieten, die wir haben», sagte Mueller.
Es seien deshalb mit den Vermietern, allen voran mit der SBB, weitere Verhandlungen nötig. Die jetzigen Mietverträge seien in der Überzeugung entstanden, dass die Zukunft positiv sei, weshalb die Mindestmieten, die nicht umsatzabhängig sind, zu hoch ausfallen seien. Unter der Voraussetzung einer «neuen Normalität» müssten die Mindestmieten jetzt gesenkt werden und die Mieten an die Entwicklung von Umsatz und Kundenfrequenzen angepasst werden.
Die SBB gab auf Anfrage nicht bekannt, ob sie auf den Wunsch von Valora nach tieferen Mindestmieten eingehen wird. Sprecher Olivier Dischoe erklärte, dass die Mieter seit der Aufhebung des Lockdowns ihre Betriebe in den Bahnhöfen wieder öffnen dürften. «Dementsprechend ist die Mindestmiete wieder vollumfänglich geschuldet», sagte Dischoe.
Die SBB führe mit einzelnen Mietern Gespräche, zu einzelnen Mieterverhältnissen, Vertragsbestandteilen und laufenden Gesprächen gebe sie jedoch keine Auskunft. Dischoe betonte jedoch, dass Geschäfte, die von behördlichen Schliessungen betroffen waren, für die Dauer des Lockdowns Mietzinsreduktionen erhalten haben.
Seit die Massnahmen gelockert wurden, nimmt die Anzahl Kunden trotzdem stetig wieder zu und auch die Auftragslage im Firmenkundengeschäft mit Backwaren ist bereits besser, hiess es weiter. Im Juni sei zudem erstmals seit Beginn der Krise wieder die Gewinnschwelle erreicht worden, zeigte sich der neue Finanzchef Beat Fellmann bei seinem ersten Auftritt im Unternehmen erfreut: «Wir haben guten Grund, optimistisch zu sein, dass die Erholung weiter geht.»
Für das gesamte Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Betriebsgewinn (EBIT). Man werde weiterhin die Kostenbasis umsichtig senken, sagte Mueller.
(SDA)