Coop beispielsweise büsste letztes Jahr gruppenweit 4,6 Prozent Umsatz ein. Stabilisierend wirkte sich das Nahrungsmittelgeschäft aus – gegessen wird schliesslich immer. Der Non-Food-Bereich litt weit mehr. Die Coop-City-Warenhäuser setzten wertmässig 5,1 Prozent weniger ab. Noch schlimmer traf es den Sportartikelhändler Intersport: Der Umsatz des im September abgeschlossenen Geschäftsjahrs brach um 18,8 Prozent ein.
Solche Schwankungen waren bis vor kurzem völlig undenkbar. Doch 2015 war der perfekte Sturm: Frankenschock, schlechtes Wetter, Online-Boom – alles kam zusammen. «Umsatzmässig war 2015 das schlechteste Jahr in den letzten 25 Jahren», sagt Thomas Hochreutener (61) vom Marktforschungsunternehmen GfK. Er schätzt das Umsatz-Minus im Gesamtmarkt auf rund zwei Prozent.
In der Detailhandelsstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS) muss man sogar bis 1975 zurückgehen, um einen noch grösseren Einbruch zu finden. Eine definitive Aussage, wie schlecht 2015 im historischen Vergleich war, lässt sich allerdings erst Anfang Februar machen. Dann publiziert das BFS die Zahlen fürs Gesamtjahr.
Klar ist, dass das Weihnachtsgeschäft wegen des fehlenden Schnees keine Besserung brachte. «Die Nachfrage nach warmer Winterkleidung war zurückhaltend», sagt Ronald Christen (53), Geschäftsführer der Loeb-Gruppe. Viele Händler wussten sich nicht anders zu helfen, als Preise zu senken und frühzeitig den Ausverkauf auszurufen. Hochreutener hält das für die falsche Strategie: «Die Händler würden besser an ihrer Profilierung arbeiten, als an den Preisen zu schrauben.»
Sie bekämen zwar ständig zu hören, dass sie im Vergleich mit der Konkurrenz in Deutschland und im Internet viel zu teuer seien. Davon sollten sie sich aber nicht allzu stark beirren lassen, sagt Hochreutener. Vielen Kunden sei es egal, wenn der Preis etwas höher liege, solange dafür Service und Beratung stimmen.
Als Beispiel für eine Marke, die sich dank geschickten Marketings dem Preiswettbewerb entzogen hat, nennt er Nespresso: «Das ist ein Vorbild für Kundenbindung. Die Leute kaufen die Kapseln, auch wenn sie drei Mal so teuer sind wie jene der Konkurrenz.»
Bei den Händlern läuft er damit offene Türen ein. «Eine schöne Weihnachtsbeleuchtung ist nichts wert, wenn der Kunde im Laden nicht hofiert wird», bringt es Sven Gubler (39) vom Branchenverband Bern City auf den Punkt. Weil in der Schweiz ein anderes Preisniveau herrsche als im Ausland, brauche es Extras. Gubler nennt Beispiele: «Ein Kafi im Laden oder ein perfekter Heimlieferdienst.»
Gar keine Freude haben die Detailhändler an den starren Ladenöffnungszeiten: «Sie sind ein Riesenproblem», findet Mathias F. Böhm (40) von der Vereinigung Pro Innerstadt Basel. «Sie entsprechen nicht mehr den Bedürfnissen der Kunden, die heute bis spätabends oder auch am Sonntag einkaufen wollen.»