Manche Kunden warten extra darauf: Kurz vor Ladenschluss machen die Angestellten der Grossverteiler – bewaffnet mit Rabatt-Aufklebern – die Runde durch den Laden. Den roten Sticker mit bis zu 50 Prozent Rabatt bekommen Sandwiches, Salate oder Fleischwaren, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden können.
Ein einfaches System, aber mit Tücken! Der Kleber lässt sich lösen – und auf ein anderes Produkt kleben. Laut Aldi und Denner fliegen immer wieder Kunden auf, die mit dem Kleberli-Bschiss ein Schnäppchen machen wollen.
Auch Coop kennt solche Kunden. «Wir haben immer wieder Fälle, wo man die Rabatt-Kleber entfernt und auf anderen Produkte angebracht hat», sagt Coop-Verkäuferin Simone L.* zu BLICK. Es habe sogar Fälle gegeben, wo Kleberli-Rabatt-Rollen entwendet wurden.
Coop weiss davon, dämpft aber ab: «Uns sind nur wenige Fälle von Kleberli-Tausch bekannt», sagt Sprecher Ramón Gander.
Trotzdem geht der Grossverteiler nun gegen den Rabatt-Bschiss vor. In immer mehr Filialen verwendet Coop die neuen Rabatt-Sticker, wo nicht nur der Preisnachlass, sondern auch der Name und der Preis des Produkts aufgedruckt sind.
Ein Rabatt-Kleber für Salat auf einem Sandwich fällt so definitiv auf. Zudem druckt man nun auf der Rückseite der Verpackung einen weiteren Strichcode mit dem reduzierten Preis drauf. Traut Coop plötzlich den Kunden nicht mehr? «Der Grund für die neuen Rabatt-Etiketten sind die Passabene- und Self-Checkout-Kassen», sagt Gander. In inzwischen 170 Coop-Filialen könnten Kunden am Ende des Einkaufs bereits am Automaten bezahlen – praktisch ohne Aufsicht. «Um den reduzierten Artikel selber einzulesen, braucht es einen aktualisierten Strichcode.» Gander weiter: «Wir können unsere Kunden nicht sich selber Rabatte eintippen lassen.» Er betont, dass die alten Kleberli weiter verwendet werden.
Die Migros setzt neu ebenfalls Rabatt-Aufkleber mit einem Strichcode ein, wie Sprecherin Martina Bosshard bestätigt. In wie vielen Filialen das neue Kleber-Regime bereits gilt, konnte sie allerdings nicht sagen.
Für das Coop-Personal sind die neuen Etiketten ein Mehraufwand. «Für uns ist das Ausdrucken und Aufkleben der neuen Etiketten zeitraubend», sagt Verkäuferin Simone L. So sei an einem stressigen Abend die Verlockung gross, den normalen Rabatt-Kleber zu verwenden. Noch würden die Filialleiter dabei des Öfteren ein Auge zudrücken.