«Als Designer muss man sich dieses monumentale Bauwerk einmal ansehen», sagt Willi Gläser (75) und führt uns durch die Lobby-Halle des Nobelhotels Chedi in Andermatt UR. Dann erklärt er, was er damit meint: «Hier hätte ich gerne Hand angelegt.»
Der Designer und Produktentwickler hat zwar selbst keine imposanten Gebäude geschaffen, dafür aber praktische Alltagsgegenstände. Zum Beispiel den bekannten Altpapiersammler aus Chromstahl, wie er heute in fast jeder Stube steht. Was ihn damals auf die Idee brachte? «Ich nervte mich über die Papierflut in meiner Firma.» An einem trüben Nachmittag klemmte sich Gläser hinter den Zeichentisch und skizzierte in wenigen Minuten das Objekt. «Ich liebe es, aus dem Nichts etwas zu schaffen.» Das war 1989. «Seither ist das Altpapier salonfähig», witzelt er. Bis heute bringt ihm jedes verkaufte Exemplar 30 Rappen ein. «Da kommt schon etwas zusammen.»
Gläser bezeichnet sich als Minimalisten. Dieses Credo treibt ihn an. «Gutes Design ist, wenn alles Überflüssige ausgespart bleibt.»
Wie bei seinen Möbeln. Mit dem Label Wogg, gegründet 1981, hat er es weit gebracht, sehr weit. Seine Stühle und Schränke gibt es mittlerweile rund um den Erdball zu kaufen. «Es gibt für mich nichts Schöneres, als in einem Schaufenster in Tokio ein Werk von mir zu sehen.»
«Die besten Talente arbeiten in der Finanzindustrie»
Heute tritt Gläser kürzer. Seine Firma führen heute mittlerweile andere. «Ich bin noch als Berater tätig. Die Leitung habe ich abgegeben.» Dafür hat er nun Zeit zum Schreiben. Anfang März kommt sein Buch «Faszination Export» in die Läden. Darin geht es um Schweizer Firmen, die ihre Produkte mit Erfolg im Ausland vertreiben. Gläser präsentiert vor allem Firmen, die noch wenig bekannt sind, aber auf dem Weltmarkt teilweise enorm brillieren. Und welches ist für ihn persönlich das Schweizer Export-Tool schlechthin? «Ganz klar das Sackmesser.» So viele Funktionen – trotz minimalistischer Form!
«Produkte mit unverwechselbarem Design sind sehr wichtig für unser Land», präzisiert der Designer. Und erinnert daran, dass die Schweiz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs eines der ärmsten Länder Europas war. Für eine Nation mit relativ kleinem Binnenmarkt sei der Export nun einmal das A und O.
Gläser ist es wichtig, dass gerade die junge Generation von Schweizer KMU wieder die Lust am Kreieren und Exportieren entdeckt. «Wir sind zu faul geworden», konstatiert er. «Die besten Talente arbeiten heute in der Finanzindustrie.» Die Löhne dort ermöglichten ein bequemes Leben. «Doch gerade unsere gebeutelte Industrie braucht dringend findige Köpfe. Ohne sie ist unser Wohlstand gefährdet.»