Der Zalando-Trick
Noch drei Artikel verfügbar

Gehören Sie auch zu den Schnäppchenjägern, die sich unter Druck setzen lassen? Unnötig, denn oft stimmen die Bestandesangaben der Online-Händler wie Zalando nicht. Dies deckte der deutsche TV-Sender NDR auf.
Publiziert: 02.09.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 18:24 Uhr
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Praktisch oder Psycho-Trick? Amazon weist auf knappe Bestände hin.
Foto: Screenshot
Von Michael Bolzli und Moritz Kaufmann

Online-Modehändler Zalando bekommt von der deutschen Wettbewerbsbehörde eins auf den Deckel. Grund sind Falschangaben. «Noch 3 Artikel verfügbar», schrieb Zalando in seinem Web-Shop unter viele seiner Produkte. Ein billiger Trick! Denn: An Lager waren in der Regel deutlich mehr als drei Stück. Das deckte der NDR auf. Der deutsche TV-Sender erhielt auf einen Schlag zehn Shirts geliefert, obwohl laut der Webseite nur drei verfügbar sein sollten.

Zalando liefert auch in die Schweiz. «Wenn mit falschen Angaben ge­arbeitet wird, ist das nicht in Ordnung», rügt E-Commerce-Ombudsfrau Petra Rohner. Der Modehändler würde so seine Internet-Kunden bewusst unnötig unter Druck setzen.

Die meisten Online-Shops lassen ihre Kunden wissen, wie viele Produkte sie vorrätig haben. Knappe Lagerbestände werden bei vielen Unternehmen rot markiert. So auch bei Amazon. Hier wird Kaufdruck erzeugt. Einige Schnäppchenjäger schlagen dann unüberlegt zu, sagt Rohner. Sie weiss aber auch: Selbst wenn die Online-Shops ihre Kundschaft zu einem zügigen Kaufabschluss animierten, «mit falschen Lagerbeständen wird zumindest in der Schweiz nicht getrickst». Stichproben von BLICK bei den Elektronik-Händlern Brack oder Digitec bestätigen Rohners Beobachtung. Wo Lagerbestände angegeben werden, sind diese auch korrekt.

Beim Online-Shopping ist dennoch Vorsicht angebracht, gerade weil die Psycho-Tricks der Verkäufer nicht gegen das Gesetz verstossen. So zeigt die Airline Easyjet bei der Flugbuchung an, wie viele andere sich für dieselbe Strecke interessieren. Ob die Zahl stimmt, lässt sich nicht überprüfen. Aber es erhöht den Druck auf den Kunden. Denn er weiss: Je weniger Plätze, desto teurer der Flug.

Dasselbe macht der Hotelzimmer-Vermittler Booking.com. Unter den Angeboten steht oft: «Letzte Chance. Dieses Zimmer ist beliebt.» Der Hotelvermittler wurde bereits von deutschen Richtern zurückgepfiffen – weil er wie Zalando trickste.

Letzterer hat inzwischen auf den Behörden-Rüffel reagiert. Neu schreibt Zalando: «Mehr als 3 Stück verfügbar.» Auch, wenn 100 Stück an Lager sind.

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