Der unheimliche Erfolg von Flixbus
Schwämmlein putzt sie alle weg

Der Fernbusriese Flixbus meldet einen Passagierrekord für die Schweiz. Chef André Schwämmlein reitet auf einer unheimlichen Erfolgswelle – und durchkreuzt Schweizer Unternehmen die Pläne.
Publiziert: 08.02.2017 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:21 Uhr
Flixbus-Chef André Schwämmlein meldet eine Million Passagiere für den Schweizer Markt.
Foto: Picasa
Ulrich Rotzinger

Dieser Passagierrekord weckt Zweifel: Eine Million Fahrgäste will Flixbus im Jahr 2016 in die Schweiz und ins Ausland befördert haben. Das würde 2740 Passagieren und 55 voll besetzten grünen Flixbussen entsprechen, die täglich in die Schweiz rollen oder das Land verlassen. Bei einer normalen Auslastung von im Schnitt 60 Prozent wären es 91 Fahrten pro Tag. Ist das möglich für ein junges Unternehmen, das erst Ende 2012 in den Schweizer Markt einfuhr? 

Die Rechnung stimme, es seien ziemlich genau 90 Fahrzeuge pro Tag, sagt Flixbus-Sprecherin Bettina Engert zu BLICK. «Je nach Wochentag und Saison liegt die tägliche Zahl zwischen 80 und 110 Flixbussen.» 

Das Unternehmen hatte bereits 2015 fast 700’000 Reisende in der Schweiz befördert, gibt die Sprecherin preis. Nun kamen 300’000 Fahrgäste hinzu. «Die Reisenden werden immer flexibler bei der Verkehrsmittelwahl», sagt Engert. Es gebe nicht mehr den SBB- oder Easyjet-Kunden, aber auch nicht den Fernbus-Kunden.

Die Preise pro Fahrt von zum Teil unter zwanzig Franken ziehen: Am beliebtesten ist die Linie Zürich–München (7–14-mal tägl.), gefolgt von Zürich–Mailand (5–7-mal tägl.). 

Marti stoppt Fernbus-Linie nach Spanien

Flixbus-Chef André Schwämmlein (35) putzt alle weg. Nicht nur deutsche Fernbus-Rivalen, auch Schweizer. Jüngstes Beispiel: Die Ernst Marti AG und ihre Tochter Franz Dähler, zwei führende Unternehmen der Schweizer Carreisebranche, geben die Fernbus-Linie an die spanische Costa Blanca auf. «Ab 4. März 2017 werden wir keine internationalen Fernbuslinien mehr betreiben», sagt Marti-Marketing-Chef Mike Hasler gegenüber BLICK. Grund seien rückläufige Passagierzahlen. Seit 2004 verkehrten sie im internationalen Linienbusverkehr. Dann kam Flixbus mit einer Verbindung von Zürich nach Barcelona.

Wer jetzt noch eine solche Fahrt bei Marti buchen will, wird an das Zürcher Car-Unternehmen Domo Reisen verwiesen. Domo versucht sich als Schweizer Antwort auf Flixbus zu etablieren: Derzeit sind zudem drei Gesuche für inländische Fernbuslinien beim Bundesamt für Verkehr (BAV) hängig. 

SBB und Express-Bus legten Veto ein

Auch die SBB zittern vor dem grünen Riesen. «Fernbusse sind eine Konkurrenz für die SBB. Insbesondere dort, wo sie gegenüber der Bahn eine kürzere Reisedauer bieten», sagt ein Sprecher. So hiess es auch, als Flixbus (damals Meinfernbus) die erste Linie in die Schweiz (München–Zürich) beim BAV beantragt hatte. Einsprachen von SBB und dem Schweizer Expressbus wurden abgelehnt. 

Hat das BAV die Flixbus-Expansion in der Schweiz unterschätzt? Oder sogar begünstigt? Das BAV verweist auf das Landesverkehrsabkommen. «Dieses sieht eine Gleichbehandlung von Unternehmen aus der Schweiz und der EU vor und schliesst somit den ‹Schutz› von Schweizer Unternehmen aus», kontert BAV-Sprecher Gregor Saladin. 

Das weiss Flixbus-Chef Schwämmlein. Er will nun die Linien aus der Schweiz nach Frankreich und Österreich ausbauen.

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