Der Tausender
Das ist bald die wertvollste Note der Welt

Die höchstdotierte Banknote der Schweiz ist so begehrt wie nie. Bei Schauspielern oder Fälschern.
Publiziert: 17.07.2014 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:15 Uhr
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Tontentanz: Der 1951 in Umlauf gebrachte Tausender.
Foto: ZVG
Von René Lüchinger

Sie ist so jung wie praktisch keine andere Banknote in der Schweiz – in Umlauf gesetzt am 1. April 1998. Sie ist bald so wertvoll wie keine zweite – seit Singapur beschlossen hat, seine 10 000-Singapur-Dollar-Note (Gegenwert: rund 7200 Franken) aus dem Verkehr zu ziehen.

Die Tausendernote der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist nur ein Stück Papier, 181 Millimeter hoch, 74 Millimeter breit. Aber begehrt, seit es den Tausender gibt. Gilles Tschudi, der im Kinohit «Grounding – Die letzten Tage der Swissair» den Banker Marcel Ospel spielt, hat immer eine Tausendernote im Hosensack. «Für alle Fälle», wie er sagte.

Hansjörg Mühlematter, der wohl berühmteste Geldfälscher der Schweiz, hatte einst für die italienische Mafia in seiner Druckerei in Neuenhof AG Druckplatten für Tausender­nötli hergestellt. Er druckte einen Notenberg im Gesamtwert von 13 Millionen Franken aus der letzten, 1978 ausgegebenen Tausenderserie Typ «Ameise». Als ihm die Fahnder auf die Schliche kamen, waren sie begeistert von der «hohen Schule der Notenfälschung», attestierten ihm «eine künstlerische Hochleistung». Der Künstler aber wanderte für vier Jahre hinter Gitter.

Dass es Kunst war, was er da fabriziert hatte, war offensichtlich. Der begnadete Fälscher produzierte schliesslich nicht einfach profane Kopien des Originals, sondern echte Unikate. In das kleinste Bein der Ameise baute er nämlich als Erkennungszeichen ein Smiley ein, von dem nur er wusste. Damit wollte der Fälscher verhindern, dass ihm die auftraggebenden Mafiosi als Bezahlung für seine Kunst die eigenen Blüten andrehen konnten. Das hätte der «Ameisen»-Liebhaber wohl einfach nicht ertragen.

Dass der liebgewordene Tausender nun zum wertvollsten Papier der Welt wird, ist irgendwie folgerichtig. Seit es den Franken gibt, ist er die weltweit stabilste Währung – trotz Krisen und Kriegen. Nur in den 1930er-Jahren wurde die Valuta ein einziges Mal abgewertet. Damals, während der grossen Depression, versprach der Bundesrat dem angesichts der 30-prozentigen Entwertung schockierten Volk: «Ein Franken bleibt ein Franken.»

Er hätte auch verkünden können: Ein Tausender bleibt ein Tausender! Denn der Tausender gehört zum Franken wie die Helvetia zum Münzgeld. Schon vor der Gründung der Schweizerischen Nationalbank im Jahr 1907 existierte schliesslich bereits die Tausend-Franken-Note, die damals noch unter kanto­naler Hoheit von der Banca Canto­nale Ticinese oder der Bank in Basel emittiert wurde. Lange Zeit wurde die wertvollste unserer Noten nicht einmal in der Schweiz bei Orell Füssli gedruckt, sondern in London – so etwa der «Totentanz»-Tausender aus dem Jahr 1951.

Doch auch im Druck drängten die Schweizer an die Weltspitze. Seit Mitte der 1970er-Jahre hat Orell Füssli das Druckmonopol für Schweizer Banknoten und stellte mit der «Ameise» auch erstmals den Tausender her. Als in Deutschland nach dem Krieg die Bundesbank erstmals eine Tausend-Mark-Note herausgeben wollte (ein «Wohlstandspapier mit einer Kaufkraft von 10 000 Zigaretten», wie der «Spiegel» schrieb), griff auch sie auf helvetisches Know-how zurück: Den Zuschlag erhielt der Schweizer Hermann Eidenbenz, der bei Orell Füssli gelernt und für die SNB Noten entworfen hatte.

Der Zürcher Notendrucker Orell Füssli produziert heute Banknoten für Dutzende von Staaten. Darunter soll bislang auch der Zehn­tausender aus Singapur gewesen sein.

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