Der Swissmem-Chef über den Abschwung
Und was bleibt für die Angestellten, Herr Hess?

Die Zeichen stehen auf Sturm, der Bundesrat muss handeln, und höhere Löhne sind für die Unternehmen nicht tragbar. Das sagt Swissmem-Präsident Hans Hess (64) im BLICK-Interview.
Publiziert: 28.08.2019 um 21:57 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2019 um 07:46 Uhr
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Swissmem-Präsident Hans Hess: «Wir befinden uns am Anfang eines Abschwungs.»
Foto: Philippe Rossier
Interview: Sven Zaugg

BLICK: Herr Hess, glaubt man Ihrem Alarmismus, könnte man meinen, dass die Industrie kurz vor dem Kollaps steht. Sie übertreiben!
Hans Hess: Glauben Sie? Die Nationalbank hat nur beschränkten Handlungsspielraum auf der Währungsseite. Die Exporte verteuern sich wegen des steigenden Frankenkurses laufend. Und die letzte Legislatur war für unsere Branche frustrierend. Ich will keinen Alarmismus verbreiten, aber ich enerviere mich tatsächlich, dass der Bundesrat beim institutionellen Rahmenabkommen, notabene einem Schlüsseldossier für die Maschinen-, Elektro und Metallindustrie, nicht endlich vorwärts macht.

Klingt fast so, als wären die Unternehmen machtlos – und das trotz fetten Jahren.
Schauen Sie sich die Zahlen an. Von Mitte 2017 bis Mitte 2018 waren sie gut. Das Auftragsvolumen ist aber seit Beginn Mitte des letzten Jahres eingebrochen. Wir befinden uns am Anfang eines Abschwungs. Das ist grundsätzlich noch kein Drama. Doch gleichzeitig machen uns der starke Franken und eine mögliche Rezession einen Strich durch die Rechnung. Und wenn aus dem Handelsstreit zwischen den USA und China ein Handelskrieg wird, dann zahlt die Industrie die Zeche. 

Ein Drittel der Industrie-Unternehmen hat strukturelle Probleme, wie Sie selbst sagen. Wenn man die Hausaufgaben nicht macht, kommts selten gut. 
Sicher haben nicht alle Firmen ihre Hausaufgaben gleich gut gemacht. Vor allem kleineren Zulieferfirmen, die quasi Ware ab Stange liefern, werden in Zukunft kaum überlebensfähig bleiben. Es braucht Innovation und einen Willen zur Veränderung. Bei den meisten Schweizer Unternehmen ist dies gegeben. 

Trotzdem sind Sie gegen staatlich finanzierten Vaterschaftsurlaub und Care-Arbeit, gegen Überbrückungsrente und angeblich überhöhte Lohnforderungen. Was bleibt noch für die Angestellten? 1,9 Prozent mehr Lohn, wie es die Gewerkschaften fordern?
Jene Firmen, denen es gut geht, werden im Rahmen ihrer Möglichkeiten Lohnanpassungen durchführen. Firmen mit existenziellen Problemen werden aber kaum viel Handlungsspielraum haben. Im Übrigen haben wir in der Schweiz fast die höchsten Lohnkosten weltweit. Höhere Lohnkosten sind nicht mehr tragbar.

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