Die Migros hats. Haselnuss-Stängeli, Handy-Spülmittel, M-Budget-Velos. Und jetzt auch Arztpraxen. Schon vor fünf Jahren kaufte sie Medbase. Die zwölf Praxen kümmern sich vor allem um lädierte Muskeln und geschundene Knochen von Sportlern. Selbst Olympiasieger lassen sich von Medbase-Ärzten behandeln.
Jetzt geht die Migros in die Breite: Sie übernimmt die 23 Santémed-Gesundheitszentren. Das sind ganz normale Gemeinschaftspraxen. Mit dem Deal katapultiert sie sich zur Nummer eins bei der medizinischen Grundversorgung in der Schweiz hoch.
Doch das ist nicht das Ende der Fahnenstange. «Wir haben die Mittel für die weitere Expansion gesprochen», sagt Migros-Chef Herbert Bolliger zu BLICK. Die Westschweiz und das Tessin sind noch weisse Flecken auf der Karte der Migros-Praxen. «Ich hoffe, dass wir in den nächsten zwei Jahren den Sprung in die Romandie schaffen», sagt Medbase-Chef Marcel Napierala. Das Ziel ist klar: «Wir wollen in der ganzen Schweiz tätig werden.»
In den Bereichen Sport und Gesundheit ist die Migros längst ein Riese. Beispiel Laufsport: Bei den Volksläufen verdrängte sie Erzrivale und Langzeitsponsor Coop vom Podest. Der Schlüssel war die Übernahme der Sportgeschäfte Ryffel Running von Ex-Spitzenläufer Markus Ryffel vor fünf Jahren. Damit schnappte sich die Migros auch den von Ryffel organisierten Greifenseelauf in Uster ZH, den grössten Volkslauf der Schweiz. Heute prangt ihr Logo bei 14 Volksläufen an oberster Stelle.
Beim Greifenseelauf heute vor einer Woche erhielten die 14 000 erschöpften Läuferinnen und Läufer im Ziel ein Fläschli Aproz-Mineralwasser und ein Säcklein mit Schoggistängeli, Guetsli und Duschgel in die Hand gedrückt. «Alles Migros-Marken», flöteten die Verteilerinnen. Besser kann man Markenbindung nicht machen. Einziger Makel bei den Ausdauersportarten: Der Engadin Skimarathon ist noch immer in der Hand von Coop.
Bei Golf und Fitness hat die Migros ebenfalls die Nase vorn. Sie betreibt sechs Fitnessketten mit 70 Studios in der Schweiz und in Deutschland. Dazu kommen Schwimmbäder, Freizeitparks, Kletterhallen. «Mit den Fitnesszentren und dem Sponsoring ist die Migros in der Prävention schon stark», sagt Napierala. «Nun schliessen wir die Lücke und gehen zum Patienten.»
Wird so viel Migros den Leuten nicht unheimlich? Wird das M zu mächtig? Da müsse man sich keine Sorgen machen, sagt Napierala: «Der Gesundheitsmarkt ist ein 70-Milliarden-Markt. Im Vergleich mit den grossen Kliniken sind wir ein kleiner Player.»
Bei den Ärzten rechnet er sich gute Chancen aus. «Junge Ärzte wollen nicht allein, sondern in Teams arbeiten», sagt Napierala. Auf 70-Stunden-Wochen hätten sie keine Lust. «Heute studieren mehr Frauen Medizin als Männer. Viele wollen Teilzeit arbeiten. Das ist bei uns möglich.»