Vincent Ducrot «kein Generationenwechsel»
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SBB stellt neuen CEO vor:Vincent Ducrot «kein Generationenwechsel»

Der neue SBB-Chef hat die schwierigste Aufgabe seines Lebens bereits gemeistert
Sechs Kinder – und dann der Verlust der Frau

Vincent Ducrot (57) ist verwitwet, Vater von sechs Kindern – und soll nun die SBB wieder in die Spur bringen. Wie schafft man das? Eine Annäherung.
Publiziert: 14.12.2019 um 23:33 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2019 um 08:22 Uhr
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So hat Vincent Ducrot das Bahnland Schweiz mitgeprägt: «Die SBB planen in den nächsten Jahren weitere Familienwagen», sagte Ducrot 2001 bei der Präsentation der neuen Globi-Wagen.
Foto: Keystone
Thomas Schlittler

Es hätte alles ganz anders laufen können: Vor zehn Jahren war Vincent Ducrot (57) monatelang die Nummer zwei der SBB. Andreas Meyer (58), schon damals Konzernchef, übergab ihm die Leitung der Division Personenverkehr – allerdings nur ad interim.

Auf die Ernennung zum definitiven Chef wartete Ducrot vergeblich. 2011 zog es ihn deshalb in die Heimat, wo er bei den Freiburgischen Verkehrsbetrieben (TPF) «eine neue Zeitrechnung» einläutete, wie ein Branchenkenner sagt.

Ducrot gelang es, im ländlich geprägten Kanton Freiburg den öffentlichen Verkehr zu stärken. Zugleich führte er Innovationen wie selbstfahrende Busse ein. Für diesen Leistungsausweis wird er nun mit dem SBB-Chefsessel belohnt. Im April übernimmt Ducrot die Nachfolge von Meyer.

«Wenn jemand lügt, dann ist es vorbei»

Von den Medien, der Politik und der SBB-Belegschaft wurde diese Nachricht positiv, fast euphorisch aufgenommen. Sogar die Bähnler-Gewerkschaft SEV – sonst nie um eine kämpferische Parole verlegen – verlor kein böses Wort.

Christian Fankhauser (56), bei der Gewerkschaft für den Kanton Freiburg zuständig, hat in den vergangenen Jahren viele Verhandlungen mit TPF-Chef Ducrot geführt – und dabei einen «lösungsorientierten und sehr sozialen» Menschen kennengelernt: «Wenn wir zum Beispiel Arbeiter hatten, die krank wurden, hat er jeweils geschaut, dass sie innerhalb des Betriebs einen neue Stelle bekamen.»

Seinen Kaderleuten schenke Ducrot viel Vertrauen, fordere aber auch sehr viel. Fankhauser: «Nicht ertragen kann er Unehrlichkeit. Wenn jemand lügt, dann ist es vorbei mit Herrn Ducrot.» Es sei immer mal wieder vorgekommen, dass Kaderleute auf einmal verschwunden wären.

Ein diszipliniertes Arbeitstier

Ducrot stammt nicht aus einer Bähnler-Familie. Sein Vater war Tierarzt, seine Mutter Gemeindepräsidentin von Châtel-St-Denis FR. Von 1995 bis 1999 sass sie für die CVP im Nationalrat, danach amtete sie unter anderem als Ombudsfrau des öffentlichen Verkehrs in der Romandie.

Auch Vincent Ducrot hat ein öffentliches Amt inne: Er präsidiert seit Jahren die Finanzkommission seiner 800-Seelen-Wohngemeinde Echarlens FR. Ehrenamtlich. Er gilt als blitzschnell – und als diszipliniertes Arbeitstier.

Selbst in den Ferien gönnt er sich keine Auszeit. In einem Interview bekannte er: «Ich bleibe immer in Kontakt mit dem Unternehmen, checke jeden Abend meine E-Mails.» Das sei sein Job.

Schwerer Schicksalsschlag

Im März 2017 musste Ducrot einen brutalen Schicksalsschlag hinnehmen: Seine Frau starb im Alter von nur 50 Jahren nach langer, schwerer Krankheit. Seither ist er alleinerziehender Vater von sechs Kindern. Der Jüngste ist zwölf, die älteste Tochter 26 Jahre alt.

Das Erstaunliche: Selbst diese familiäre Tragödie hat Ducrot nicht aus der Bahn geworfen. «Die Zeit, in der er seine Frau verlor, war ­sicher extrem schwierig. In der ­Zusammenarbeit mit ihm habe ich davon aber kaum etwas bemerkt», sagt Gewerkschafter Fankhauser. Ducrot sei trotz allem stets präsent gewesen.

Georges Godel (67), Staatsrat des Kantons Freiburg und Ducrots Vorgesetzter, weiss Ähnliches zu berichten: «Er hat sich nicht zurückgezogen und es geschafft, das Unternehmen weiterhin zu leiten.» Möglich gewesen sei das, weil ­Ducrot extrem gut organisiert sei. «Zudem hat sich die Familie gegenseitig unterstützt.»

Mit ­Minibus und grossem Anhänger in die Ferien

Wie es in dieser Zeit im Innern von Vincent Ducrot ausgesehen hat, weiss nur er selbst.

Einen kleinen Einblick gewährte er im Sommer 2018 in einem Interview mit der Regionalzeitung «La Gruyère»: «Es klafft eine grosse ­Lücke», sagte er im Jahr nach dem Schicksalsschlag. Die Familie habe aber ihren Rhythmus aufrechterhalten wollen. «Das Leben geht weiter. Wir schauen alle gemeinsam nach vorne. Das gibt uns Kraft.»

Bei seiner neuen Aufgabe als SBB-Chef will Ducrot seinen Nachwuchs einbeziehen. «Meine Kinder sind beste Kunden des öffentlichen Verkehrs und der SBB», sagt er zu SonntagsBlick. Sie würden ihm auch Feedback geben.

In die Ferien aber fährt Familie Ducrot in der Regel nicht mit dem Zug – wegen der sechs Kinder: «Wir tun dies seit langem mit einem ­Minibus und einem grossem Anhänger.»

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