Bodenständig und bescheiden. Nett und umgänglich. Tough und führungsstark. So zitierte die «Bilanz» Kollegen von Jörg Reinhardt. Der 56-jährige Deutsche ist derzeit Chef der Gesundheitssparte des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer. Im August soll er die Nachfolge von Daniel Vasella, seinem langjährigen Weggefährten, als Verwaltungsratspräsident von Novartis antreten.
Als es vor rund drei Jahren um die Nachfolge von Vasella als Konzernchef von Novartis ging, hatte Reinhardt gegen Joe Jimenez den Kürzeren gezogen. Reinhardt führte damals das Tagesgeschäft des Basler Konzerns, Jimenez war Chef der Pharmasparte.
Nun soll Reinhardt also die Führung im obersten Führungs- und Kontrollgremium von Novartis übernehmen, dem Konzern, in dem der Pharmazeut einen grossen Teil seiner beruflichen Karriere verbracht hat. Bereits 1982 stiess er zu Sandoz, die 1996 mit Ciby-Geigy zur Novartis fusionierte.
Führungserfahren
Bei Sandoz war Reinhardt in verschiedenen Positionen mit zunehmender Verantwortung im Bereich Forschung und Entwicklung tätig, wie es im Novartis-Communiqué von heute heisst. 1994 wurde er Forschungschef von Sandoz, nach der Fusion zu Novartis war er konzernweit für die präklinische Forschung verantwortlich, später dann Chef der gesamten Arzneimittel-Forschung.
Von 2006 bis 2008 leitete er die Novartis Abteilung für Impfungen und Diagnoseprodukte. 2008 wurde er schliesslich Chief Operating Officer, ehe er zu Bayer wechselte. Seit April des vergangenen Jahres ist Reinhardt zudem Mitglied des Verwaltungsrats des Pharmazulieferers Lonza.
Im Tessin geniesst er seine Freizeit
Zuhause ist Reinhardt im deutschen Ehrenkirchen bei Freiburg im Breisgau. Dort betreibt seine Ehefrau Sigrid - ebenfalls eine Pharmazeutin - eine Apotheke. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder und laut «Bilanz» einen Jack-Russell-Terrier.
Um dem Alltagsstress zu entkommen und neue Energie zu tanken zieht sich der zukünftige Novartis-Boss, wenn es seine Agenda zulässt, gerne in sein Tessiner Ferienhaus zurück. (SDA/kko)