BLICK: Herr Pabst, Mammuts sind ausgestorben, weil sie träge waren und sich der Umwelt nicht anpassten. So wie Ihre Firma ...
Oliver Pabst: Es gibt verschiedene Theorien dazu. Aber im Gegensatz zu den Mammuts handeln wir rechtzeitig.
Mammut hat gerade ziemlich zu beissen. Der Umsatz ist seit 2013 eingebrochen.
Das Unternehmen hatte über viele Jahrzehnte einen unglaublichen Erfolg, bis ungefähr Mitte 2015. Da hat der Markt viele Outdoor-Marken kollektiv abgestraft.
Mammut hat erst seit 2016 einen eigenen Onlineshop. Sie haben einiges aufzuholen.
Stimmt, wir sind spät eingestiegen. Wir wollen aber nicht nur sehr schnell aufholen, sondern auch zum Leader in der Industrie werden. Wir investieren viel in die Digitalisierung, haben Leute geholt, die das können.
Wie viel Umsatz machen Sie online?
Der Anteil ist so klein, da will ich gar nicht darüber reden (lacht).
Die Outdoor-Gemeinschaft wurde durch den Tod von Ueli Steck erschüttert. Mammut sponsert den Speed-Kletterer Dani Arnold (33), Stecks grossen Konkurrenten. Haben Sie keine Angst um ihn?
Natürlich! Es ist unfassbar, was Ueli Steck, Dani Arnold oder David Lama leisten! Wenn man sich mit Dani Arnold unterhält, merkt man aber: Er versucht, das Risiko zu minimieren. Gute Vorbereitung kann die Gefahr aber nur reduzieren, nicht komplett ausschalten. Unsere Athleten machen ihren Job sehr bewusst und fokussiert.
Immer schneller und höher: Ist das der Weg des Klettersports?
Es gibt im Outdoor-Sport zwei unterschiedliche Tendenzen. Zum einen die Performance, wo es um Speed und Rekorde geht. Zum anderen das Erlebnis: Man klettert auf einen Berg – und wenn man oben steht, hat man 360 Grad totale Freiheit. Rekorde und Gefühle sind Grundbedürfnisse des Menschen. Beides hat seine Berechtigung.
Mammut vermarktet aber die Rekorde.
Wir sind als Marke stark Performance-getrieben, das stimmt. Aber wir schreiben den Konsumenten nicht vor, wie sie unsere Kleider und Ausrüstung zu gebrauchen haben. Das überlassen wir jedem selbst.
Outdoor-Marken wie Patagonia oder Fjällräven sind Lifestyle-Brands geworden. Ist Mammut zu uncool?
Fast alle Mitbewerber öffnen sich für urbane Kleider. Darüber machen wir uns natürlich auch Gedanken. Mammut ist nicht zu uncool dafür – wir haben es einfach nicht ausprobiert! Im Moment fokussieren wir stark auf unseren Kern: Performance. Wir wollen, dass auch urbane Kunden unsere Produkte tragen. Aber die müssen dann auch unsere Performance einlösen.
Heisst das, Sie legen mehr Wert auf Design?
Ja. Bei den neuen Kollektionen wird man neue Farben und neue Schnitte sehen. Insgesamt einen anderen Look.
Wann ist Mammut fit für Streetwear?
Reden wir in zwei Jahren noch mal darüber (lacht).
2015 hat Mammut die Seilfabrik in Seon verkauft, den Unternehmenskern. Seither produziert Mammut nur noch im Ausland. Wie schweizerisch sind Sie noch?
Wir haben die Produktion nach Tschechien verlagert. Die Entwicklung, die Qualitätskontrolle, die Kernkompetenz sind immer noch hier in Seon. Wir sind stolz darauf, aus der Schweiz zu kommen. Der Wert der Swissness wird im Ausland viel mehr geschätzt als hier. Das wollen wir pflegen und nutzen.
Wollen Sie wieder in der Schweiz produzieren?
Ja, an unserem Standort in Seon.
Und was bedeutet das konkret?
Die Digitalisierung bietet neue Chancen in der Produktion. Wer hätte gedacht, dass man im deutschen Ansbach eine neue Schuhfabrik baut, wo die Sohlen aus dem 3-D-Drucker kommen ...
Sie meinen die Roboter-Fabrik von Adidas?
Genau. Die Schweiz ist ein Hochtechnologie-Land. Wir wollen hier hochwertige, technologische Produkte herstellen. Kommt dazu: Mit der Digitalisierung kann man Produkte «customizen», also individuell anpassen. Auch darüber denken wir nach.
Also nochmals: Was will Mammut in der Schweiz herstellen?
Wir arbeiten daran. Es ist aber noch zu früh, um darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen. Ich bin ein grosser Fan der Digitalisierung und setze alles daran, dass wir uns in diese Richtung bewegen.
Was ist Ihr Zeithorizont – fünf Jahre?
So lange wird es nicht dauern.
Sie sind aus Berlin an den Hallwilersee gezogen. Von der Metropole in den Aargau. Wie haben Sie sich eingelebt?
Mir gefällt es wunderbar! Die Natur, der Sport. Klar, ich bin auch ein Stadtkind. Aber das Leben ist vielfältig. Ich reise viel. Wir haben ja auch Niederlassungen in Tokio, Seoul, den USA. Ich habe sozusagen das Beste aus zwei Welten.
Oliver Pabst (51) ist seit September CEO des Outdoor-Unternehmens Mammut, das 1862 als Seilerei gegründet wurde. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler war zuletzt Marketing- und Verkaufschef bei der Kleidermarke Willy Bogner. Der Deutsche ist auch Konzernleitungsmitglied der Conzzeta Holding, zu der Mammut gehört. Seit vier Wochen ist Klettern sein Hobby. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.
Oliver Pabst (51) ist seit September CEO des Outdoor-Unternehmens Mammut, das 1862 als Seilerei gegründet wurde. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler war zuletzt Marketing- und Verkaufschef bei der Kleidermarke Willy Bogner. Der Deutsche ist auch Konzernleitungsmitglied der Conzzeta Holding, zu der Mammut gehört. Seit vier Wochen ist Klettern sein Hobby. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.