Benetton ist an Autobahnbetreiber-Firma beteiligt
Mode-Clan verdiente an Todesbrücke

Hinter der Betreiberfirma der eingestürzten Autobahnbrücke steht die Benetton-Familie. Die Summen, die die Autobahnbetreiberin Atlantia für den Unterhalt der Infrastruktur aufwendete, sind ein Klacks gegenüber den Expansionausgaben.
Publiziert: 16.08.2018 um 04:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:42 Uhr
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Die vier Benetton-Geschwister Gilberto, Carlo, Giuliana und Luciano Benetton (v. l.) posieren für ein Foto aus dem Jahr 1990. Sie gründeten 1965 die Benetton Gruppe.
Foto: Getty Images
Claudia Gnehm

Der Brückenkollaps in Genua wirft einen dunklen Schatten auf die italienische Benetton-Gruppe. Die Autobahnbetreiberin Atlantia, die die Autobahn A10 zwischen Genua und Savona verantwortet, gehört zu 30 Prozent dem Benetton-Clan.

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Die vier Benetton-Geschwister gründeten die Gruppe 1965. Während Luciano Benetton (83) in der Modebranche Furore machte, trieb Bruder Gilberto (77) die Expansion von Atlantia voran, bei der er nach wie vor Verwaltungsrat ist. Mit einem geschätzten Familienvermögen von 2,8 Milliarden Dollar dürfte der Einbruch der Atlantia-Aktie wegen des Morandi-Debakels zu verkraften sein.

Nicht die erste Katastrophe für Benetton-Familie

Die Atlantia-Tochter Autostrade per l’Italia betreibt in Italien 2855 Kilometer Autobahn. Pikant: Gemäss der italienischen Nachrichtenagentur Ansa schrieb sie bereits 2011 in einem Report, dass der Morandi-Viadukt zerfalle. Deshalb würden am 1,18 Kilometer langen Viadukt jährlich Unterhaltsarbeiten getätigt.

Der Benetton-Clan ist nicht das erste Mal in den Schlagzeilen für eine Katastrophe. Der Modekonzern Benetton, der bekannt ist für seinen Slogan «United Colours of Benetton», zählte zu den Firmen, die 2013 in Rana Plaza in Bangladesch produzieren liessen, als das Gebäude zusammenfiel und mehr als 1000 Menschen begrub.

Die Benetton-Beteiligungsfirma Atlantia sieht sich als grössten europäischen Privatinvestor. Die letzten Jahre investierte sie elf Milliarden Euro in italienische Autobahnen.

Forsche Expansion auf Kosten von Unterhalt vermutet

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Foto: BLICK GRAFIK

In Ländern wie Brasilien und Polen verantwortet Atlantia weitere knapp 2000 Strassenkilometer. Ebenfalls kontrolliert sie Flughäfen in Rom und in Nizza (F). Dieses Jahr kaufte sie eine Beteiligung an der Betreiberin des Eurotunnels.

Es fragt sich, ob Atlantia vor lauter Expansion zu wenig in den Erhalt der Autobahnen zu Hause investierte. Den Maut-Einnahmen von rund 3,3 Milliarden Euro letztes Jahr stehen Infrastrukturinvestitionen von 517 Millionen Euro gegenüber bei einem Gewinn von einer Milliarde Euro.

Untätigkeit kann man Atlantia-Chef Giovanni Castellucci (59), dessen Kopf nun von der italienischen Regierung gefordert wird, nicht vorwerfen. Er wollte das Morandi-Problem schon seit mehr als zehn Jahren angehen. Doch die Regierung blockierte bis 2017 seine Vorhaben.

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