Auf seinen Krawatten tanzen Eisbären und Zebras. Der Asket isst rohe Salate und halbgares Gemüse, trinkt dazu Cola Zero. Selten schläft er länger als vier Stunden pro Nacht. Golf verachtet er. Er joggt, meistens allein. Einen Marathon schafft er in 3 Stunden und 20 Minuten.
Nie hatte die Schweiz einen Banken-Chef erlebt wie ihn, den «Brady», wie Dougan am Paradeplatz heisst. Er führte die Credit Suisse acht Jahre, so lange wie nur wenige.
Und doch blieb der Amerikaner den Schweizern fremd, die Schweizer dem Amerikaner. Deutsch lernte er nie. Was für ihn unwichtig war. Denn Englisch ist die einzige Sprache seiner Welt. Einst wusste er nicht, wie viele Schweizer Bundesräte es gibt – und war perplex über die Häme, die folgte. «Ich bin frustriert», sagte er in seinem letzten Interview als CS-Chef und zeigte erstmals ein bisschen seines wahren Gesichts. Jetzt geht er – aus seiner Optik als der grosse Missverstandene.
Brady gilt als bester Banker seiner Generation, der aber nie richtig zeigen konnte, wie gut er ist. Der vor allem Krisen managen musste. Und das in einer Zeit, in der die Bank-Aktien absackten und die Banker mit teilweise kriminellem Verhalten ihren Ruf und ihre Würde verspielten.
Was bleibt von Brady Dougan? Ohne staatliche Hilfe brachte er die Credit Suisse durch die Finanzkrise. Was weltweit nur wenigen Grossbanken gelang.Vor fünf Jahren erhielt er 70,9 Millionen Franken Bonus, dazu ein Gehalt von 17,9 Millionen Franken. Für viele Schweizer waren diese Zahlen pervers, für den globalisierten Amerikaner aber ein Gradmesser des Erfolgs und der Leistung während der Finanzkrise.
Gier trieb ihn an, aber er klotze nicht. Er fuhr einen Toyota Prius, flog meist mit Linien-Jets. Was tat er mit dem Cash? «Privatbanker der Credit Suisse verwalten es», sagte er.
Beim Scheidungskrieg mit seiner ersten Frau, einer Japanerin, gab er den Optimierer. Er zahlte ihr die vereinbarten 15,3 Millionen Dollar Abfindung nur langsam aus, um Zinsen zu sparen. Seine Ex klagte darauf - und erhielt 1 Million extra als Verzugszinsen.
Schlau – und in der Schweiz bis heute unterschätzt – war sein Deal mit den USA im Steuerstreit. In einer dramatischen Aktion befreite der Amerikaner die CS letzten Frühling vom Schlamassel, das seine Schweizer Vorgänger angerichtet hatten. Zwar musste die CS eine Busse von 2,6 Milliarden Franken bezahlen. Sie gilt in den USA als kriminelle Bank. Aber sie brach das Bankgeheimnis nicht, behielt in Amerika ihre Lizenz – und existiert somit weiter.
Andere CS-Topleute wollten vom Bundesrat die Erlaubnis, den USA etliche Kundennamen auszuhändigen. Dougan blieb stur. Für ihn war Notrecht keine Option. Er wollte keine staatliche Hilfe. Damit hat der Amerikaner weit mehr für die Einhaltung hiesiger Gesetze und den freien Markt getan als mancher Schweizer Banker.