Der Mann, der Ospel beim Swissair-Grounden half!

Vom Klosterschüler zum knallharten Wirtschaftsanwalt: So kämpfte sich Peter Kurer (58) aus dem Nichts in den Olymp der Schweizer Wirtschaft.
Publiziert: 02.04.2008 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:01 Uhr
Von Marcel Speiser

Erinnern Sie sich an Rico Prader aus «Grounding»? Prader, den superfiesen UBS-Anwalt aus dem Film über das Ende der Swissair: aggressiv, selbstherrlich, gnadenlos. Im Film zieht Prader mit UBS-Präsident Marcel Ospel der Airline den Stecker raus. Er bellt Swissair-Chef Mario Corti ins Gesicht: «Die Swissair war ein Dinosaurier. Und Dinosaurier sind ausgestorben.»

Prader ist Fiktion. Aber keine reine Erfindung der «Grounding»-Macher. Prader ist dem obersten UBS-Juristen nachgebildet: Peter Kurer, Ospels Instant-Nachfolger an der Bank-Spitze.

Ospel über seinen langjährigen Vertrauten Kurer: «In der heutigen Situation ist er unser Wunschkandidat.» Will heissen: Das Chaos bei der UBS ist so gross, dass es keinen jovialen Superbanker wie Ospel braucht. Sondern einen detailversessenen, kühlen
Technokraten. «Mit Kurers Ernennung zeigt die UBS: Wir wollen Ordnung haben», sagt ein Wirtschaftsanwalt, der Kurer bestens kennt. Und ein anderer Anwalt ergänzt: «Das riecht schwer nach Konsolidierung und Aufräumen, aber nicht nach Visionen.»

Kurer: Zürcher, verheiratet mit Susi, Vater von drei Kindern. Wohnhaft am Millionenhügel in Herrliberg. Anhänger des HC Davos. Ehemals Klosterschüler in Feldkirch (Österreich) und Appenzell, Griechisch-Matur. Jus-Studium an der Uni Zürich, Doktor des Rechts, Weiterbildungen in den USA. Seit 1980 Wirtschaftsanwalt, zuerst bei Baker & McKenzie, dann bei der Baker-Abspaltung Homburger, die er selbst zu einer der wichtigen Wirtschaftskanzleien ausbaut. Er war über Jahre Hausanwalt der Swissair, Spezialist für Firmenfusionen.

Kurer war dabei, als BBC und Asea zu ABB wurden. Der Deal war sein Durchbruch als helvetischer Fusionskönig. Kurer schmiedete aus Ciba-Geigy und Sandoz Novartis. Er zimmerte die gescheiterte Airline-Fusion von Swissair, AUA, KLM und SAS. Er machte die Verträge beim Kauf der Sabena durch die Swissair. Über 100 Deals soll Kurer schon abgewickelt haben. Zu jedem hat er – als Souvenir – eine Urkunde in Plexiglas giessen lassen. «Grabsteine» nennt er die Trophäen.

Kurer, der heimliche Strippenzieher. Von Homburger wechselt er im Mai 2001 zur UBS, wird vom Swissair- zum UBS-Insider. Steigt als erster Jurist ganz nach oben in der Konzernleitung. Und beerbt jetzt gar Ospel. Eine Wahnsinns-Karriere. Vor allem für einen, der wie Ospel nicht mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen ist. Ein Vertrauter sagt: «Kurer kommt aus dem Nichts. Er setzt seine Interessen durch. Um jeden Preis. Notfalls schüchtert er seine Gegner ein. Er ist ein Meister des Powerplay.»

Davon abschalten kann Kurer bei seiner Frau. Sie ist Psychologin, spezialisiert auf Mentaltraining.

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