Erbittert kämpfen Schweizer Anbieter von Handy-Bezahl-Apps um die Vorherrschaft im Schweizer Markt. Die Nase vorn hat derzeit die UBS, die mit der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und dem Bankendienstleister SIX im Mai die App Paymit lanciert hat. Mit der Applikation können registrierte Nutzer unkompliziert Geld von Handy zu Handy verschicken. «P2P» heisst das im Jargon – von Person zu Person. Ein Konto bei der UBS oder der ZKB braucht es nicht.
Aber jetzt bekommt Paymit Konkurrenz. Und zwar von unerwarteter Seite. Die Migros Bank lanciert ihre eigene kostenlose P2P-App für Nichtkunden. Ab morgen kann man sie im App-Store von Apple herunterladen. Für Android-Geräte ist sie seit ein paar Tagen verfügbar. Der Clou: Sie ist unkomplizierter als Paymit. Um Geld zu erhalten, muss man sich nicht registrieren. Nicht einmal die App muss man herunterladen. Der Dienst funktioniert auch über die Mini-Page www.p2p.ch. Einziger Makel: In den Läden bezahlen kann man mit Mobile P2P ebenso wenig wie mit Paymit.
Weshalb fährt ausgerechnet die Migros Bank einen Frontalangriff auf die Grossbank UBS? Zumal sie sich selbst Paymit hätte anschliessen können? «Wir haben innerhalb der Migros-Gruppe sämtliche Kompetenzen, die es braucht, um im Bereich Digital Payment gute Lösungen anbieten zu können», sagt Stephan Wick (50), der bei der Migros Bank für die Entwicklung zuständig war.
Im Herbst wird es zu einem Dreikampf kommen. Denn auch die PostFinance will mit ihrer App Twint mitmischen. Sie steht kurz vor der Lancierung. Anders als bei der Konkurrenz kann man mit Twint von Anfang an in den Läden bezahlen. Partner wie die SBB, Coop oder das Stade de Suisse sind an Bord, weitere werden gesucht. Dafür sind bei Twint beim Start direkte Zahlungen im Freundes- und Bekanntenkreise noch nicht möglich. Das langfristige Ziel ist ambitioniert: eine Million Benutzer.
Absehbar ist, dass die App Tapit von Swisscom den Anschluss verliert. Zwar war Tapit vor einem Jahr die erste Bezahl-App auf dem Markt. Doch die Pioniertat zahlte sich nicht aus. Bis heute wurde sie nur 10000-mal heruntergeladen – auch weil sie bei Apple-Geräten nicht funktioniert.
«Bancomaten werden an Bedeutung verlieren. Für die Banken ist es wichtig, ihre Position im Zahlungsverkehr halten zu können», erklärt Fintech-Experte Marc P. Bernegger (36) den Hype. Für ihn ist der Ausgang des Rennens völlig offen. Auch ob sich überhaupt ein Schweizer Anbieter durchsetzen wird, sei keineswegs sicher. Denn am Start stehen auch die Techgiganten Apple und Google. In den USA haben sie längst eigene Bezahllösungen auf dem Markt. Den Schweizer Markt werden sie sich nicht entgehen lassen. Bernegger warnt deshalb: «Statt sich gegenseitig zu bekriegen, sollten sich die Schweizer auf einen Standard einigen, bevor Apple und Google in die Schweiz kommen.»