Was haben das Restaurant Seegarten in Münchenstein BL, das Hotel Säntispark in Abtwil SG und das Kafi Züri an der Zürcher Bahnhofstrasse gemeinsam? Ja, Sie ahnen es: Sie gehören alle der Migros.
Genauso wie die Pizzakette L’Osteria, die morgen in Biel BE ihre erste Filiale eröffnet. Ein «cooles, junges Konzept», wie eine Sprecherin der Migros Aare erklärt. Eine Art Hipster-Beiz, wo sich junge Pärchen eine Flasche Rotwein und eine Pizza teilen werden. Zehn bis 15 weitere Osterias seien schweizweit in Planung. Migros hat das Konzept in Deutschland eingekauft.
Still und heimlich mutierte die Migros zum grössten Beizer im Land. Beiläufig erwähnte Marketingchef Hansueli Siber Ende März, dass man nun McDonald’s überholt habe. Im letzten Jahr bedienten Migros-Restaurationsbetriebe täglich 350 000 Gäste. Jahresumsatz: 765 Millionen Franken.
Mit Vollgas macht sich der Grossverteiler in der Gastro-Welt breit. Dabei sind nur die 160 Migros-Restaurants und 150 Take-aways eindeutig als Betriebe der Marke Migros erkennbar. Viele Büezer wissen gar nicht, dass sie jeden Mittag in einer Migros-Kantine essen. Unter dem Namen Catering Services betreibt der Detailhandelsriese unter anderem die Personalrestaurants von Stadler Rail, ABB, Bombardier, Bosch und Uni St. Gallen.
Und wer nicht regelmässig das «Migros-Magazin» liest, weiss kaum, dass auch Cha chà, Molino, Kaimug und Chickeria zur Familie gehören. Von aussen wirkt das wie ein wildes Potpourri aus Thai-Food, Pizzerias und Hipster-Cafés. Aber die Konzepte haben einen gemeinsamen Nenner: Profit. Als Mövenpick vor einem Jahr seine Marché-Restaurants an den Raststätten zum Kauf angeboten hatte, überliess sie Migros-Chef Herbert Bolliger gerne der Konkurrenz Coop. Sie seien zu teuer gewesen, sagte Bolliger letzten Frühling. Coop macht 17 Prozent weniger Gastro-Umsatz. Böse Zungen behaupten, die Migros nutze diesen Kanal, um die fehlenden Alkoholumsätze in den Läden wiedergutzumachen.