Der Fall Sika
Nobler Putsch gegen die Erben

Der Fall Sika wird endgültig zum Fall für die Juristen. Nun hat sich der Wirtschaftsanwalt und juristisches Schwergewicht Peter Nobel (69) eingeschaltet.
Publiziert: 26.01.2015 um 20:58 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:09 Uhr
Von Andreas Schaffner

Sein Wort hat Gewicht. Peter Nobel (69), juristisches Schwergewicht, Professor an der Uni Zürich, Lebemann, Kunstsammler und ehemaliger Theater-Präsident.

Ein Mann, der mit Künstlern und Wirtschaftskapitänen der Schweiz verkehrt, vom Schriftsteller und Freund Friedrich Dürrenmatt († 69) porträtiert wurde und durch Zürich mit dem Militärvelo kurvt. Es gibt kaum einen grösseren Rechtsfall in der Schweiz, in dem ­Nobel nicht die Strippen zieht.

Nobels juristisches Gutachten im Fall Sika, das gestern präsentiert wurde, könnte zum ­entscheidenden Trumpf für ­Verwaltungsratspräsident Paul Hälg (61) und die unabhängigen Sika-Verwaltungsräte werden.

Sie, die sich seit Wochen dagegen wehren, dass die Sika-Gründerfamilie Burkard-Schenker für 2,7 Milliarden Franken ihre Stimmenmehrheit an die französische Firma Saint-­Gobain verkauft. «Der Verkauf an Saint-Gobain wäre für Sika eine Katastrophe», so Hälgs ­Motiv. Was ihn besonders ­ärgert, ist, dass die Familie ohne sein Wissen verhandelte und die Publikumsaktionäre, die 85 Prozent des Kapitals ver­treten, ausgelassen wurden.

Inzwischen haben sich 35 Prozent der Publikumsaktionäre hinter den Verwaltungsrat und das Management gestellt, darunter die Stiftung von Bill und Melinda Gates. Und das Top-Kader hat für den Fall des Verkaufs mit dem Rücktritt gedroht.

Nun hat aber Peter Nobel ­einen Weg gefunden, um den Deal zu blockieren: Der Familie, die seit über hundert Jahren die Geschicke der Sika bestimmt, wird einerseits das Recht verweigert, eine ausserordentliche Generalversammlung einzuberufen. Andererseits wird die Gründerfamilie, die 52 Prozent der Stimmen hält, ab jetzt behandelt wie jeder Aktionär. Denn sie bildet mit Saint-Gobain eine Gruppe und handle nicht mehr im Interesse der Firma. Dies hat der Verwaltungsrat am Sonntag in einer Sitzung beschlossen.

Die sogenannte Vinkulierung, die einst ausgerechnet zum Schutz der Familie beschlossen wurde, kommt nun zum Tragen. Sie besagt, dass kein Aktionär mehr als fünf Prozent der Stimmen ausüben darf. Wegen ihrer Verbundenheit mit der Firma waren die Burkards bisher ­davon ausgenommen. Für die Vertreter der Familie ist klar: Was der Verwaltungsrat vorhat, ist illegal. Der Fall Sika wird endgültig zum Fall für die Juristen. In den nächsten Wochen muss ein Richter in Zug über den Fall.

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