Vom Japaner Shigetaka Kurita (49) haben wohl die wenigsten schon einmal etwas gehört. Aber seine Erfindung kennt fast jeder: Emojis. Kurita entwarf vor über 20 Jahren die ersten Smileys, Herzen und anderen Bildschriftzeichen – dafür steht das japanische Wort Emoji ursprünglich. 176 Piktogramme waren es, aus heutiger Sicht komplett verpixelt. Mittlerweile umfasst der offizielle Emoji-Katalog über 3000 Zeichen. Neben lachenden oder weinenden Gesichtern gehört dazu auch Ausgefallenes: ein Ninja etwa, eine Kakerlake oder Flipflops.
Zum Welt-Emoji-Tag am 17. Juli hat das US-Software-Unternehmen Adobe nun die neusten Emoji-Trends untersucht. Das beliebteste Emoji weint vor Lachen. Auf Platz zwei folgt der nach oben gereckte Daumen, gefolgt vom roten Herz, dem Kuss und einem weinenden Emoji.
Überraschender ist die Liste der drei am häufigsten missverstandenen Emojis: Es sind dies Aubergine, Pfirsich und Clown. Aubergine und Pfirsich stehen – zumindest bei den jüngeren Emoji-Usern – nicht nur einfach für Gemüse oder eine Frucht. Vielmehr werden sie im feuchtfröhlichen Kontext verwendet und symbolisieren das männliche Geschlechtsteil sowie den weiblichen Hintern.
Und wer von einem Vertreter der Generation Z ein Clown-Emoji zugeschickt erhält, kann nicht etwa stolz sein auf seine besonders guten Witze. Stattdessen wird er gerade selber zur Witzfigur: Das Clown-Emoji ist die typische Reaktion auf eine besonders dumme Aussage.
Chefin zeigt «Daumen hoch»
Emojis kommen aber längst nicht mehr nur in der informellen Kommunikation unter Freunden zum Einsatz. Auch in der Arbeitswelt gehören sie zum Alltag. Ein einfacher «Daumen hoch» der Chefin etwa kann Mitarbeitende zusätzlich motivieren. Zwischen 60 und 73 Prozent der Teilnehmer an der aktuellen Adobe-Umfrage schreiben Emojis im Arbeitskontext denn auch positive Effekte zu. Diese machten die Kommunikation im Job effizienter und könnten Meetings ersetzen, findet die Mehrheit.
Fragt sich allerdings, ob dies auch in der Schweiz gilt. Ist die hiesige Arbeitswelt im Vergleich zur Tech-Community im Silicon Valley dafür nicht etwas zu stiefmütterlich? Nein, findet die Sprachwissenschaftlerin Christa Dürscheid (61), die an der Universität Zürich zur Entwicklung der Sprache forscht. «In der internen Firmenkommunikation kann die Verwendung von Emojis dazu beitragen, dass die Nachrichten als weniger strikt empfunden werden. Das schafft eine gute Atmosphäre», erklärt die Linguistik-Professorin.
Trotzdem warnt sie im Arbeitsumfeld vor einer inflationären Emoji-Verwendung: «Schreibt man Geschäftskunden, sollte man sehr genau überlegen, ob man ein Emoji verwendet. Im Erstkontakt sollte man das sicher nicht tun.»
Neue Emojis ab Herbst
Von einer Verrohung der Sprache durch Emojis will die Sprachwissenschaftlerin hingegen nichts wissen. Die Emojis seien lediglich ein Spiegel dessen, was sowieso passiere. «Was sich bereits im Sprachgebrauch zeigt, etwa durch weniger förmliche Anrede, wird nun noch durch Emojis verstärkt.»
Auch die Pandemie hat sich auf die Verwendung von Emojis ausgewirkt: So schaffte es das giftgrüne Mikroben-Emoji zu unverhofftem Ruhm und steht heute sinnbildlich für Covid-19. Neue Emojis werden im September in den Katalog aufgenommen. In der Erweiterung findet sich etwa eine Discokugel und ein Rettungsring.