Der Anti-Zuckerberg geht an die Börse
Snapchat-Spiegel holt sich den Milliarden-Jackpot

Heute steigt Evan Spiegel (26) in die Top-Liga der Tech-Tycoons auf. Warum das unsoziale Social-Media-Unternehmen so beliebt ist.
Publiziert: 02.03.2017 um 14:11 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:52 Uhr
Snapchat residiert in einem Miethaus in Venice Beach.
Foto: Getty Images

Dieser 26-jährige Studienabbrecher wird heute offiziell zum Multimillionär: Evan Spiegel, Verlobter des australischen Topmodels Miranda Kerr (33). Gründer von Snap, einem Social-Media-Konzern, der hinter dem Foto-Messaging-Dienst Snapchat steht. Ein Unternehmen, das in seiner sechsjährigen Geschichte bislang nur Verluste schrieb.

Foto: WireImage

Weltweit ist der Dienst mit den sich selbst löschenden Fotos und Videos bei den 16- bis 24-Jährigen, der wichtigsten Zielgruppe der Werbewirtschaft, jedoch extrem beliebt. Auch Schweizer Jugendliche stehen auf Snapchat: Gut die Hälfte nutzt bereits die Smartphone-App! Weltweit hat sie gegen 200 Millionen aktive Nutzer.

Börsendebüt am Nachmittag

Heute Nachmittag gibt Snap sein Debüt an der Wall Street. Der Ausgabepreis der Aktie beträgt 17 Dollar. Obwohl Spiegel und Mitgründer Bobby Murphy (28) den Investoren kein Mitspracherecht geben, ist die Aktie gefragt. Gleich nach Börsenbeginn stieg das Wertpapier auf 24 Dollar. Gegen 33 Milliarden Dollar ist das Unternehmen nach dem Börsendebüt wert. Wie sich Snap auf dem Börsenparkett künftig schlagen wird, ist offen (BLICK berichtete).

Spiegel – der Anti-Zuckerberg

Als 23-Jähriger liess Evan Spiegel den Facebook-Gründer (32) kalt auflaufen. Zuckerberg wollte Snapchat für drei Milliarden kaufen. Spiegel lehnte ab. Seitdem sind sich die beiden spinnefeind. Auch, weil Zuckerberg immer wieder Snapchat-Features kopiert und in seine Unternehmen Instagram und Whatsapp integriert.

Snapchat – das Anti-Facebook

Spiegel hat Snap bewusst nicht im Silicon Valley angesiedelt, sondern ein Strandhaus in Venice Beach gemietet. Es gibt keinen eigentlichen Campus, die Büros sind über das Stadtviertel der Künstler und Freaks, Hipster, Skater und Surfer sowie in den Orten Santa Monica und Marina del Rey verteilt.

Evam Spiegel
Foto: AP Photo/Jae C. Hong

«Diese diffuse Struktur könnte uns daran hindern, die Moral der Mitarbeiter zu fördern und für eine konstruktive Kommunikation zwischen den einzelnen Firmenbereichen zu sorgen», zitiert die «Süddeutsche Zeitung» aus dem Snap-Börsenprospekt. Spiegel selbst scheint sich einen Deut darum zu scheren, was andere von ihm halten.

Snapchat – die unsoziale Social-Media-Company

Das klingt nicht nach Silicon-Valley-Effizienz à la Facebook. Zuckerberg prägt die Campus-Idee – alle Mitarbeiter an einem Ort. Eine Wohlfühloase, ein Ort, an dem Mitarbeiter sich so lange wie möglich aufhalten sollen. Zuckerberg ist auf sein Image bedacht – postet Babyfotos und heile Facebook-Welt, engagiert sich sozial.

Für das «Wall Street Journal» ist Snap das «unsoziale» Social-Media-Unternehmen schlechthin. Nicht nur, weil die Fotos und Videos auf Snapchat gleich nach dem Posten wieder verschwinden.

Ehemalige Mitarbeiter berichten, dass sie Spiegel kaum bei der Arbeit und immer nur in einem SUV herumkurvend wahrgenommen hätten. Er vermeide grosse Meetings mit Mitarbeitern und ziehe es vor, Informationen selektiv zu streuen. Spiegel sei einer, der nicht gerne und viel spreche.

Das ist den Investoren offenbar egal. Am Ende war die Nachfrage nach der Snap-Aktie stark. Spiegel wird als einem der wenigen Plattformbetreiber zugetraut, die Dominanz von Facebook bei Online-Netzwerken aufzubrechen.

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