Letzte Woche entschied die EZB, den Einlagesatz auf -0,5 Prozent zu senken und das Anleihenkaufprogramm wieder aufzunehmen. Damit dürften die EU-Währungshüter das Tiefzinsumfeld auf Jahre hinaus zementiert haben. Das Problem: Es gibt bereits heute nur noch eine Handvoll Sparkonten in der Schweiz, die noch einen (einigermassen nennenswerten) Zins ausbezahlen.
Das Thema sorgt für rege Diskussionen. Kein Wunder, bedenkt man, dass Zinsen auf Sparguthaben jahrzehntelang ordentliche Erträge generiert haben. Der ein oder andere wird sich noch erinnern: Anfang der 1990er-Jahre erhielt man auf sein Sparkonto noch durchschnittlich 5 Prozent Zins. Im Jahr 2019 – gerade für die jüngere Generation – ist das ein ferner Traum.
Lohnende Alternative
Es gibt noch ein paar Zinskrümel in der Schweizer Sparkonten-Landschaft. Aber es gibt ebensoviele Spitzfindigkeiten. Wie «Cash» auf Grundlage von Daten des Vergleichsportal Moneyland zeigte, bietet derzeit das Bonussparkonto der WIR-Bank die besten Zinsen. Allerdings kommen hier Details zum Zug, wie etwa «Cash»-Leser René Zwicky richtigerweise anmerkt. Die 0,7 Prozent Zins setzten sich nämlich aus dem Basiszinssatz von 0,1 Prozent und einem jährlichen Neugeldbonus von 0,6 Prozent zusammen. Diesen bekommen Sparer allerdings nur, wenn sie ihr Spargeldkonto jährlich mindestens um 5000 Franken erhöhen.
Ein weiterer Einwurf kommt von Leser Kodiak. Er macht darauf aufmerksam, dass die Depositenkasse von Coop immerhin 0,2 Prozent Zinsen zahlt – mehr als die allermeisten Sparkonten. Depositenkassen werden von Instituten offeriert, die keine Banklizenz haben. In den meiste Fällen sind es Wohnbaugenossenschaften. Vorteile solcher Konten gegenüber normalen Sparkonten von Banken sind höhere Zinsen auf Sparguthaben sowie wegfallende Kontogebühren.
Sogar über 1 Prozent
Vergleichsweise hohe Zinsen auf Sparguthaben bietet vor allem die Depositenkasse der Gewona Nord-West. Sie zahlt auf Einlagen auf Konten ihrer Darlehenskasse einen Zins von 1 Prozent – und zwar auch für externe Anleger, sprich Nicht-Bewohner. Genau so wie Allgemeinen Baugenossenschaft Kriens, die ebenfalls einen Zinssatz von 1 Prozent gewährt. Ganze 1,2 Prozent sind es sogar bei Konten der Darlehenskasse der Wohnbaugenossenschaft St. Gallen – allerdings erst ab einem Einzahlungsbetrag von 10'000 Franken. Tiefere Beträge werden mit 0,6 Prozent verzinst.
Anleger müssen allerdings beachten: Bei Depositenkassen gelten oft spezielle Bedingungen. So ist etwa eine Mindesteinlage von 20'000 Franken nicht unüblich. Zudem sind die Rückzugsmöglichkeiten in höherem Masse eingeschränkt als bei Banken. Oftmals sind nur wenige Rückzüge im Jahr möglich. Und wer grössere Beträge abheben will, muss das meist Monate vorher anmelden.
Über acht Jahre gebunden
Anleger müssen insbesondere beachten, dass Depositenkassen nicht dem Bankengesetz unterstellt sind. Heisst: Es wird kein Einlagenschutz gewährleistet. Bei Banken sind in der Regel Guthaben von 100'000 Franken pro Kunde geschützt. Trotzdem bieten auch Genossenschaften einen gewissen Schutz. Wenn diese in Schieflage geraten, haften sie mit ihrem ganzen Vermögen, welches bekannterweise zu einem Grossteil aus Liegenschaften besteht.
Zudem lohnt sich bei Depositenkassen auch ein Blick auf die Kassenobligationen. Bei der Coop Depositenkasse gibt es bei einer Laufzeit von drei Jahren einen Zins von 0,5 Prozent. Das ist ein besserer Wert als die dreijährigen Kassenobligationen von Cembra (0,4 Prozent) – dem Sieger im Ranking für Kassenobligation von Banken. Noch besser rentieren feste Einlagen bei der Depositenkasse der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern (ABL): Für Einlagen mit einer festen Laufzeit von acht Jahren gibt es 1,5 Prozent Zins. Hier stellt sich aber die Risikofrage: Ganz unwahrscheinlich scheint es nun doch nicht, dass ein normales Sparkonto in acht Jahren mehr als 1,5 Prozent Zins abwirft.