Dem Euro sei Dank
Fälscher lassen Finger von Schweizer Franken

In der Schweiz sind immer weniger gefälschte Franken-Nötli im Umlauf. Mittlerweile sind Euro-Blüten hierzulande sogar häufiger.
Publiziert: 13.07.2019 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2019 um 18:43 Uhr
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In der Schweiz werden immer mehr Euro-Blüten entdeckt.
Foto: RDB
Thomas Schlittler

Letztes Wochenende in Mon­treux VD, es ist drei Uhr nachts: Private Sicherheitsleute nehmen einen 33-jährigen Belgier fest, der mit einer gefälschten 100-Euro-Note bezahlt hatte.

Bei der Personenkontrolle zeigt sich: Der Mann trägt 2900 Euro-Blüten auf sich – und 3000 echte Franken. Letztere stammen aus den Transaktionen des Abends. Der Mann gesteht, dass er in den vergangenen Wochen in mehreren Geschäften mit Falschgeld bezahlt hat. Die Kantonspolizei Waadt warnt in einer Mitteilung vor gefälschten 50- und 100-Euro-Noten, die zunehmend im Umlauf seien.

Der Fall bestätigt, was ein Mehrjahresvergleich von SonntagsBlick zeigt: In der Schweiz werden immer mehr Euro-Blüten entdeckt, die Zahl gefälschter Franken-Nötli dagegen nimmt tendenziell ab.

Von über einer Million auf 240'700 Franken

Kurz nach dem Jahr 2000 stellte das Bundesamt für Polizei (Fedpol) jährlich Franken-Blüten im Nennwert von mehr als einer Million ­sicher. Später sprach das Fedpol ­jeweils von rund einer halben Million entdeckten Franken-Falschgelds. Nun zeigen neue Zahlen des Fedpol: 2018 wurden Franken-Falsifikate im Nennwert von lediglich 240'700 Franken beschlagnahmt.

Das ist mit Abstand der tiefste Wert seit der Jahrtausendwende – und angesichts eines regulären Notenumlaufs von 79 Milliarden Franken kaum der Rede wert. Der Schweizer Franken ist damit nicht einmal mehr für den höchsten Betrag an Falschgeld in der Schweiz verantwortlich: Vergangenes Jahr wurden Euro-Noten im Nennwert von 339'135 Euro sichergestellt.

Fedpol-Sprecherin Lulzana Musliu: «Falschgeld ist in der Schweiz im internationalen Vergleich höchst selten im Umlauf und ein vergleichsweise kleines Problem.» Dass Franken-Blüten über die Jahre seltener geworden sind, erklärt sie mit der Einführung des Euro: «Da wir mit dem Franken vom grossen Euro-Raum umgeben sind, ist die Schweiz für Fälscher ein kleiner und wenig attraktiver Markt geworden.»

Franken mit «neuesten technologischen Sicherheitsstandards»

Die Arbeit der Ermittler blieb dennoch gleich. Musliu: «Es wird nicht aktiv nach Falschgeld gefahndet; es fällt den Behörden vielmehr in die Hände.» Rund ein Drittel der entdeckten Blüten meldeten Privatpersonen der Polizei, ein Drittel werde von Detailhändlern, Post und SBB entdeckt. Und ein Drittel zögen die Banken aus dem Verkehr. «Dieses Verhältnis ist über die Jahre stabil geblieben.»

Doch es ist nicht nur der Euro, der die Schweiz grösstenteils vor Fälschungen verschont. «Die Schweizer Banknoten sind auch sehr fälschungssicher», betont Musliu. Diese Analyse ist keineswegs ein Zeichen von patriotischer Selbstbeweihräucherung, sie wird auch ausserhalb der Schweiz geteilt. So wählte die International Bank Note Society (IBNS), ein 1961 gegründeter Verein von Banknotensammlern, in den vergangenen Jahren gleich zwei Schweizer Geldscheine zur «Banknote des Jahres». 2016 erhielt die neue 50-Franken-Note diese Ehre, ein Jahr später die 10-Franken- Note.

In der Begründung lobte die Jury unter anderem die «neuesten technologischen Sicherheitsstandards». Geldfälscher dürften es in der Schweiz also auch in Zukunft nicht leicht haben.

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