Debatte um Liberalisierung des Fernverkehrs
Die Wut der Bähnler auf die Busse

Lange spielten die Fernbusse keine Rolle im inländischen Fernverkehr. Das wird sich dieses Jahr nun ändern.
Publiziert: 26.05.2017 um 16:53 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:50 Uhr
Flixbus ist an innerschweizerischen Verbindungen interessiert. Im März hat sich der Nationalrat für eine Liberalisierung des Fernbusverkehrs in der Schweiz ausgesprochen.
Foto: Reuters
Ulrich Rotzinger

Das wichtigste tägliche Verkehrsmittel der Schweizer ist das Auto. Es folgen die Bahn und der öffentliche Strassenverkehr, zum Beispiel Trams. Das besagt eine kürzlich vorgestellte Erhebung des Bundes.

Fernbusse spielen darin keine Rolle. Das wird sich jetzt ändern. Denn sie könnten schon im Verlauf dieses Jahres Einzug in den inländischen Fernverkehr halten. 

Im März hat sich der Nationalrat für eine Liberalisierung des Fernbusverkehrs in der Schweiz ausgesprochen. Bis Ende Juni 2017 will der Bund einen Bericht vorlegen, unter welchen Bedingungen der Markt für Angebote im nationalen Busverkehr kontrolliert geöffnet werden könnte. 

Interessiert an innerschweizerischen Verbindungen ist Flixbus. Der deutsche Fernbusriese verbindet seit wenigen Jahren ausländische Ziele mit Schweizer Grossstädten. Aufgrund des Kabotageverbots darf Flixbus Passagiere aber nicht innerhalb der Schweiz von Stadt zu Stadt transportieren. Wie BLICK aber erfahren hat, ist Flixbus mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) in intensivem Austausch, um bereits ab Fahrplanwechsel im Dezember inländische Verbindungen anbieten zu können. 

Türöffner für den inländischen Fernbusverkehr dürfte ausgerechnet ein Schweizer Anbieter sein: Ab Mitte Juni testet das Zürcher Unternehmen Domo Reisen drei Fernbuslinien: St. Gallen–Genf, Chur–Sion und Basel–Lugano. Wie BLICK Anfang Mai publik machte, erteilte das Bundesamt für Verkehr BAV die dafür benötigte Bewilligung. In wenigen Monaten wird das BAV entscheiden, ob Domo eine definitive Konzession für den täglichen Betrieb erhält.

Die liberale Strategie des BAV sorgte diese Woche für hitzige Debatten am Kongress der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV). Präsident Giorgio Tuti (53) kritisierte scharf den «Liberalisierungswillen des BAV»: «Wir werden diese Politik bekämpfen, denn der Preis dafür wird schlussendlich das Personal bezahlen.» 

Für den Fall, dass die Domo-Testfahrten zu einer BAV-Konzession führen, will die Gewerkschaft beim Bundesamt vorstellig werden – mit der Forderung nach einem GAV zu branchenüblichen Bedingungen am Beispiel der SBB. 

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