Die von der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas bereitgestellte Eingreiftruppe ist laut einem ihrer hochrangigen Vertreter zum Einsatz bereit – wenn auch weiterhin eine «friedliche Lösung» angestrebt werde. «Wir sind bereit, einzugreifen, sobald der Befehl erteilt wird», erklärte der Beauftragte für politische Angelegenheiten, Frieden und Sicherheit, Abdel-Fatau Musah, am Freitag nach einem Treffen der Ecowas-Militärchefs in Ghana. Nigers neuer Ministerpräsident, Ali Mahaman Lamine Zeine (58), sagte indes der «New York Times», dass dem nach dem Putsch im Niger festgesetzten nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum (63) «nichts passieren» werde.
Das Datum für die militärische Intervention im Niger sei bereits festgelegt worden, sagte Musah. Bei dem zweitägigen Treffen der Ecowas-Militärchefs in Ghanas Hauptstadt Accra hätten sich die Mitgliedstaaten verpflichtet, «Ausrüstungen und Ressourcen» bereitzustellen, die für den Einsatz erforderlich seien.
Sorge um Bazoums Gesundheitszustand nimmt zu
Zugleich erklärte der Ecowas-Beauftragte jedoch, dass am Samstag «möglicherweise» eine diplomatische Mission in den Niger geschickt werde, um «den friedlichen Weg zur Wiederherstellung der verfassungsmässigen Ordnung» weiter zu verfolgen. Sollte sich die Militärführung im Niger offen für eine friedliche Lösung zeigen, werde die Ecowas auf ein militärisches Eingreifen verzichten, betonte er. Dies sei ohnehin nicht «die bevorzugte Option» der Staatengemeinschaft.
Bislang waren Gespräche zwischen Ecowas und dem selbsterklärten neuen Machthaber im Niger, General Abdourahamane Tiani, jedoch gescheitert.
Der nigrische Präsident Zeine versicherte indes mit Blick auf international geäusserte Besorgnis, dass dem im Niger gefangen gehaltenen Präsidenten Bazoum keine Gefahr drohe. «Ihm wird nichts passieren, weil wir in Niger keine Tradition der Gewalt haben», sagte Zeine der Zeitung «New York Times» am Freitag (Ortszeit).
Zuletzt hatte die Sorge um Bazoums Gesundheitszustand zugenommen. Die «New York Times» hatte berichtet, dass das Haus des Präsidenten, in dem er seit seinem Sturz gefangen gehalten wird, von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten war. Zudem habe die Junta gedroht, ihn zu töten, falls die Ecowas versuche, ihn durch eine Militärintervention wieder an die Macht zu bringen.
Putsch am 26. Juli
Zeine erklärte laut «New York Times» auch, dass die nigrische Militärjunta nicht die Absicht habe, mit Russland oder den vom Kreml unterstützten Söldnern der Wagner-Gruppe zusammenzuarbeiten.
Am 26. Juli hatten Militärs im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum gestürzt und die Macht im Land übernommen. (AFP)