Das Sterben der Mövenpick-Restaurant
Die Möve macht die Fliege

In Zürich macht ein Mövenpick-Restaurant nach dem anderen zu – das Gründerpaar Jutta und Ueli Prager siehts mit Schrecken.
Publiziert: 06.09.2010 um 17:35 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:11 Uhr
<b>Nie mehr Pouletflügeli à discrétion</b> Die traditionelle Grüt Farm zwischen Adliswil und Zürich-Wollishofen muss Ende September Neubauten weichen.
Foto: ZVG
Von Thomas Benkö

Zum Glück wohnen wir die meiste Zeit in England, da muss mein Mann das Trauerspiel in Zürich nicht täglich ansehen», sagt Jutta Prager (67) heute Morgen zu «Blick am Abend». Ihr Mann Ueli Prager (94) hat 1948 in Zürich mit dem Claridenhof das erste Mövenpick-Restaurant gegründet. Und er ist auch daran schuld, dass noch heute viele Leute «Möwe» falsch schreiben – mit «v».

Doch der Claridenhof ist schon lange zu. Genauso wie das Mövenpick Feldschlösschen an der Zürcher Bahnhofstrasse, das Plaza am Stadelhofen, das Restaurant am Paradeplatz und das Marché im Hauptbahnhof. Mit der Grüt Farm in Adliswil macht am 26. September eines der letzten traditionellen «Möpi-Restis» zu. Sie muss komischfarbenen Neubauten weichen.

«Mit Restaurants verdient man kaum Geld»

«Natürlich ist das Ganze bedauerlich», sagt Jutta Prager. «Zürich war die Wiege von Mövenpick. Wir gehörten zum Stadtbild.» Doch das Ehepaar kann seit dem Verkauf des Unternehmens nicht mehr mitreden.

Bleibt die Frage, warum der Konzern die Restaurants trotz Toplage und starker Marke dichtmachen? «Die Stadtlagen sind heutzutage ein hart umkämpftes Feld mit schwierigen Bedingungen, vor allem was die Mietpreise angeht», sagt Mövenpick-Restaurant-Chef Oliver Altherr. «Der Fokus liege nun auf Flughafenstandorten und im Ausland.» Hier pflichtet Jutta Prager bei: «Mit Restaurants verdient man kaum noch Geld.»

Laut Experten ist auch die nachlassende Innovationskraft Schuld. «Mövenpick waren die ersten, die Meeresfrüchte in die Schweiz brachten», sagt Urs Heller, Chefredaktor der Gastro-Fibel «GaultMillau». Auch Klassiker wie Riz Cazimir oder Beef Steak Tatar gehen auf Prager zurück . «In letzter Zeit hat Mövenpick die Restaurants ein bisschen vernachlässigt.»

Mövenpick-Altherr verspricht aber: «In Zürich sind 2011 neue Projekte geplant.»

Interview mit Mövenpick-Chef Oliver Altherr.
Herr Altherr, wieso macht die beliebte «Grüt Farm» in Adliswil Ende Monat dicht? Gab es keine Rettungs-Szenarien?
Das Mövenpick Restaurant Grüt Farm war ein gut gehender und beliebter Betrieb, den wir gerne weitergeführt hätten. Leider muss das Restaurant per 26. September geschlossen werden, da das Gebäude Wohnsiedlung weichen muss. Wir haben seit der Kenntnisnahme, dass wir die Grüt Farm am jetzigen Standort nicht weiterführen können, eine Lösung gesucht. Gerne hätten wir die Grüt Farm in der gleichen Form in der Umgebung von Adliswil weitergeführt. Leider fanden wir aber keinen geeigneten Standort, da entweder das Gebäude oder die Gegend ungeeignet war oder man sich bei den Verhandlungen nicht einig wurde.

Ob Marché im Hauptbahnhof Zürich, Plaza, Paradeplatz usw. Wieso schliesst Mövenpick generell alle Restaurants auf dem Platz Zürich?
Es ist nicht korrekt, dass generell alle Restaurants geschlossen werden. Wir sind in der Stadt Zürich noch an der Beethovenstrasse mit dem Palavrion und dem Beef Club vertreten. An der Nüschelerstrasse begrüssen wir unsere Gäste in der Bünderstube und im Caveau. Die Schliessungen im diesen Jahr am Hauptbahnhof, Paradeplatz und am Stadelhofen führten auf ausgelaufene Mietverträge zurück, wobei die Mietverträge leider nicht mehr erneuert werden konnten. Höhere Mietzinsen und ein verändertes Umfeld machten eine wirtschaftlich sinnvolle Weiterführung nicht möglich.

Was sind die Gründe für das Aus? Gab es keine Gäste mehr? Oder hat sich der Fokus von Mövenpick verlagert. Wenn ja, wohin?
Die Stadtlagen in Deutschland und in der Schweiz, wo die Mövenpick Restaurants oft anzutreffen sind, sind heutzutage ein hart umkämpftes Feld mit schwierigen Bedingungen, vor allem was die Mietpreise angeht. Marché International, welches die weltweiten Marken Marché Restaurant, Marché Natur-Bäckerei, Cindy’s Diner und Mövenpick Restaurants führt, ist momentan an 122 Standorten (243 Betriebsstellen) in zwölf Ländern vertreten. Wir sind stark am expandieren und haben als Beispiel in den letzten zwei Monaten acht Outlets am Flughafen Düsseldof (hier unter anderem sogar eine Mövenpick Ice Bar) und unser weltgrösstes Marché Restaurant in Toronto mit 567 Sitzplätzen eröffnet. Der Fokus der Expansion liegt auf Flughäfenstandorte und an Lagen in Stadtzentren in Kanada und Asien. Auch in Zürich sind im 2011 neue Projekte geplant.

Als erstes Mövepick-Restaurant eröffnete Ueli Prager 1948 den Claridenhof. Was denken Sie, was Herr Prager zur jetzigen Entwicklung sagen würde?
Wir denken, dass Ueli Prager verstehen würde, dass sich in den 62 Jahren von Mövenpick der wirtschaftliche Zyklus verändert und Änderungen nötig sind, um erfolgreich zu sein. Wir erhalten immer wieder Auszeichnungen für unsere Restaurants, worauf Ueli Prager sicher auch stolz wäre.
Herr Altherr, wieso macht die beliebte «Grüt Farm» in Adliswil Ende Monat dicht? Gab es keine Rettungs-Szenarien?
Das Mövenpick Restaurant Grüt Farm war ein gut gehender und beliebter Betrieb, den wir gerne weitergeführt hätten. Leider muss das Restaurant per 26. September geschlossen werden, da das Gebäude Wohnsiedlung weichen muss. Wir haben seit der Kenntnisnahme, dass wir die Grüt Farm am jetzigen Standort nicht weiterführen können, eine Lösung gesucht. Gerne hätten wir die Grüt Farm in der gleichen Form in der Umgebung von Adliswil weitergeführt. Leider fanden wir aber keinen geeigneten Standort, da entweder das Gebäude oder die Gegend ungeeignet war oder man sich bei den Verhandlungen nicht einig wurde.

Ob Marché im Hauptbahnhof Zürich, Plaza, Paradeplatz usw. Wieso schliesst Mövenpick generell alle Restaurants auf dem Platz Zürich?
Es ist nicht korrekt, dass generell alle Restaurants geschlossen werden. Wir sind in der Stadt Zürich noch an der Beethovenstrasse mit dem Palavrion und dem Beef Club vertreten. An der Nüschelerstrasse begrüssen wir unsere Gäste in der Bünderstube und im Caveau. Die Schliessungen im diesen Jahr am Hauptbahnhof, Paradeplatz und am Stadelhofen führten auf ausgelaufene Mietverträge zurück, wobei die Mietverträge leider nicht mehr erneuert werden konnten. Höhere Mietzinsen und ein verändertes Umfeld machten eine wirtschaftlich sinnvolle Weiterführung nicht möglich.

Was sind die Gründe für das Aus? Gab es keine Gäste mehr? Oder hat sich der Fokus von Mövenpick verlagert. Wenn ja, wohin?
Die Stadtlagen in Deutschland und in der Schweiz, wo die Mövenpick Restaurants oft anzutreffen sind, sind heutzutage ein hart umkämpftes Feld mit schwierigen Bedingungen, vor allem was die Mietpreise angeht. Marché International, welches die weltweiten Marken Marché Restaurant, Marché Natur-Bäckerei, Cindy’s Diner und Mövenpick Restaurants führt, ist momentan an 122 Standorten (243 Betriebsstellen) in zwölf Ländern vertreten. Wir sind stark am expandieren und haben als Beispiel in den letzten zwei Monaten acht Outlets am Flughafen Düsseldof (hier unter anderem sogar eine Mövenpick Ice Bar) und unser weltgrösstes Marché Restaurant in Toronto mit 567 Sitzplätzen eröffnet. Der Fokus der Expansion liegt auf Flughäfenstandorte und an Lagen in Stadtzentren in Kanada und Asien. Auch in Zürich sind im 2011 neue Projekte geplant.

Als erstes Mövepick-Restaurant eröffnete Ueli Prager 1948 den Claridenhof. Was denken Sie, was Herr Prager zur jetzigen Entwicklung sagen würde?
Wir denken, dass Ueli Prager verstehen würde, dass sich in den 62 Jahren von Mövenpick der wirtschaftliche Zyklus verändert und Änderungen nötig sind, um erfolgreich zu sein. Wir erhalten immer wieder Auszeichnungen für unsere Restaurants, worauf Ueli Prager sicher auch stolz wäre.
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