Bis 2050 gibt es auf Facebook mehr tote als lebende Nutzer. Das besagt die vorsichtige Schätzung einer jüngst publizierten Studie der Universität Oxford. Schon heute spricht Facebook von einigen Hunderttausend Profilen von Verstorbenen. Bis ins Jahr 2100 sollen – je nach Wachstum der Plattform – etwa 4,9 Milliarden Profile von Nutzern existieren, die gestorben sind.
Den Forschern der Internet-Abteilung englischen Elite-Uni Sorgen, wie die Plattform «Medium» berichtet. Die sogenannten Konten im Gedenkzustand, wie Facebook die Profile von Verstorbenen nennt, sind keine Aufgabe für eine private Firma, finden die Autoren der Studie. Vielmehr sei es eine übergeordnete Frage, wie die Gesellschaft mit solchen digitalen Spuren umgehe.
Facebook schuldet den Toten nichts
Dazu kommt, dass Facebook primär Geld verdienen muss. Es ist also durchaus denkbar, dass die Social-Media-Plattform die Daten der Toten über kurz oder lang zu Geld machen will. Besonders, weil Persönlichkeitsrechte in den meisten Ländern nur für Lebende gelten.
Bisher hat Facebook vor allem eine Priorität: Hinterbliebene sollen auf der Plattform nicht auf unsensible Weise an Verstorbene erinnert werden. «Wir verpflichten uns dazu, Hinterbliebene im Umgang mit der Trauer zu unterstützen», schreibt der Firma in einer Mitteilung.
Gedenkseite von Hinterbliebenen gewünscht
Zur Zeit arbeitet beim Zuckerberg-Unternehmen ein 20-köpfiges Team an den Konten im Gedenkzustand. Bis ins Jahr 2007 löschte der Konzern noch alle Profile von Verstorbenen. Doch dann hörte das Unternehmen von Nutzern, die Profile ihrer Geliebten erhalten wollten. So entstanden die Gedenkseiten. 2015 kam dann das Nachlass-Konto hinzu. Dort können Nutzer einen Kontakt angeben, der nach dem Tod das Profil verwaltet.
Auf der Gedenk-Seite können Nachrichten und Widmungen hinterlassen werden, der Nachlass-Verwalter schaltet die Beiträge frei. «Wir wollten einen Prozess schaffen, in dem Mitmenschen ihre Kondolenz-Nachrichten und Erinnerungen teilen können», sagt Alice Ely, die Leiterin des Gedenkseiten-Teams. Das Facebook an dieser Funktion immer weder herumbastelt ist ein Zeichen dafür, dass der Konzern die ideale Lösung auch noch nicht kennt.
Was passiert wenn Facebook eingeht?
Die Studie hat Schätzungen zur Entwicklung bis zum Jahr 2100 gemacht. Wer weiss: Vielleicht wird Facebook schon lange vorher eingehen. Die Auflösung des Konzerns würde bedeuten, dass alle Daten entweder gelöscht oder verkauft werden, so die Studie.
Dies könnte bedeuten, dass entweder alle Gedenkseiten verschwinden oder, dass der nächste Besitzer die Daten zu Geld machen will. «Es ist besser, aktiv an die Sache heranzugehen, denn Menschen werden sowohl weiterhin sterben, wie auch weiter das Internet brauchen», so die Autoren der Studie.
Jede Social-Media-Plattform hat ihre eigene Regelung beim Tod eines Account-Inhabers. Das müssen Sie über das digitale Ableben wissen.
Jede Social-Media-Plattform hat ihre eigene Regelung beim Tod eines Account-Inhabers. Das müssen Sie über das digitale Ableben wissen.