Techfirma schickt 650 Angestellte in Zwangsferien
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Wegen Auftragseinbruch:Techfirma schickt 650 Angestellte in Zwangsferien

Das geht sogar dem Arbeitsamt zu weit
Techfirma schickt 650 Angestellte in Zwangsferien

Der Winterthurer Technologiekonzern Kistler verordnet den Angestellten kurzfristig Zwangsferien. «Unzulässig», sagt das Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich. Der Chef rechtfertigt sich.
Publiziert: 17.04.2020 um 17:51 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2020 um 21:20 Uhr
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Am Standort Winterthur hat die Kistler Gruppe 650 Angestellte in die Zwangsferien geschickt.
Foto: PD

Die Firma Kistler aus Winterthur gehört zu den sogenannten Hidden Champions der Schweizer Wirtschaft. Ihre Messtechnik ist Spitze, auch Formel-1-Teams setzen auf Technologie aus dem Kanton Zürich. Wenig meisterlich allerdings ist nun eine Massnahme, die Patron Rolf Sonderegger seinen 1600 Angestellten zumutet, um das wirtschaftliche Überleben der Firma zu sichern.

Mehrheitsaktionär Sonderegger schickt seine Mitarbeitenden in der letzten März- und der ersten Aprilwoche zwei Wochen in die Zwangsferien, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Das trifft alleine in Winterthur 650 Arbeitskräfte, die sechs Tage ihrer Ferien opfern und drei Tage mit Überstunden kompensieren müssen. Ein lokaler Feiertag komplettiert die zwei Wochen Ferien auf Anordnung.

Kurzarbeit sichert Arbeitsplätze

Darf ein Unternehmen so kurzfristig Ferien verordnen? Nein, beziehungsweise «unzulässig», sagt das Zürcher Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Denn wenn schon Ferien angeordnet würden, dann müsse das mit einem Vorlauf von drei Monaten geschehen.

Ob es tatsächlich zu einer Häufung von Zwangsferien gekommen ist, wie das die Gewerkschaft Unia festgestellt haben will, lässt das AWA unkommentiert. Hält aber fest: «Kurzarbeit wäre eine sehr gute Möglichkeit, um die Arbeitsplätze zu sichern.»

Gegenüber dem «Tagi» verteidigt Patron Sonderegger sein Handeln: «Der Entscheid, zwei Wochen Ferien zu verordnen, gilt für die gesamte Kistler-Gruppe, für alle 60 Standorte weltweit.» Zwei Gründe gebe es dafür: Den Schutz der Mitarbeitenden und die wirtschaftlichen Umstände. Kistler ist 70 Prozent von der Automobilbranche abhängig. Doch diese hat die meisten Fabriken geschlossen, vor allem in Deutschland geht gar nichts mehr.

Einige Werke arbeiten schon wieder

Die Folge: Zulieferer wie die Winterthurer Kistler Gruppe befinden sich in einer schwierigen Situation. «Wir liegen aktuell 20 Prozent hinter dem geplanten Umsatzziel. Eine ausserordentliche Situation erfordert ausserordentliche Massnahmen», rechtfertig Sonderegger den kurzfristig anberaumten Zwangsurlaub.

Es gibt aber Hoffnung. «In Taiwan, Korea, Japan und China läuft unsere Produktion langsam wieder an», sagt er. «In der Schweiz wird das wohl noch etwas länger dauern. Wir bereiten im Moment ein Gesuch für Kurzarbeit vor.» (koh)

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