Das Aus für die Bank Wegelin
Am Schluss bettelte Hummler sogar in Bern!

Die Wegelin-Banker dachten lange, ihnen könne man nichts. Und dann wollten sie Hilfe vom Staat.
Publiziert: 29.01.2012 um 21:51 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:19 Uhr
Besserwisser-Banker und NZZ-Verwaltungsratspräsident Konrad Hummler ist wortkarg geworden.
Foto: Stefan Sueess/Pixsil
Von Matthias Pfander und Clemens Studer

Der Notverkauf des sauberen Geschäftes der Privatbank Wegelin an Raiffeisen kam für Bundesbern nicht so überraschend, wie es am Freitag schien. Denn in den letzten gut 14 Tagen wurde die Krisen-Diplomatie der Wegelin um ihren Chef Konrad Hummler immer hektischer. Im Gegensatz zu der lange nach aussen demonstrierten Gelassenheit merkten die Wegelin-Oberen schnell, wie ernst es den US-Behörden war.

Und auch die Kunden gaben Fersengeld und zogen ihre Vermögen ab. In der Sonntagspresse ist je nach Quelle von Geldabflüssen in der Höhe von 3 bis 4 Milliarden Franken die Rede. Das sind gegen 18 Prozent der ursprünglichen Kundengelder. Zum Vergleich: Bei der Übernahme durch Raiffeisen war am Freitag von verbleibenden Kundenvermögen in der Höhe von 21 Milliarden Franken die Rede.

Bis zuletzt suchten die Teilhaber nach einer Lösung, um ihren Einfluss auf die Bank zu behalten. Wegelin-Chef Hummler suchte nach BLICK-Informationen sogar Unterstützung beim Staat. Wegelin-Teilhaber sondierten bei Finma, Bund und Nationalbank, auf welche Unterstützung man zählen könnte. Hummler-Freund und Bankenprofessor Martin Janssen schrieb Briefe an Behörden und Politiker. Letztlich ohne Erfolg, und darum kritisiert er jetzt «die Untätigkeit» der Schweizer Behörden.

Geldabflüsse von 3 bis 4 Milliarden Franken

Doch geballte Aktivitäten kamen weder bei Politikern noch bei Verwaltung oder Aufsicht gut an. Eine Finanzpolitikerin: «Dass ausgerechnet Hummler, der Politik und Aufsicht immer  wieder als unfähig hingestellt hat, jetzt Hilfe wollte, irritierte uns doch sehr.» Offenbar hofften die Wegelin-Banker, die Finma oder der Bundesrat greife wieder zu Notrecht, um die von den US-Behörden von Wegelin ultimativ geforderten Daten auszuliefern.

Doch eine Wegelin ist keine UBS. Der Untergang der Privatbank wäre volkswirtschaftlich absolut zu verkraften gewesen, heisst es in Bern. «Schliesslich predigt ja Hummler seit Jahrzehnten, wie sauber der Markt Probleme löst, wenn sich nur der Staat nicht einmische», sagt am Wochenende ein Politiker zu BLICK. Ein anderer meint: «Schadenfreude ist zwar verführerisch, aber fehl am Platz. Der Ärger mit den Banken und ihren unsauberen US-Geschäften schadet dem ganzen Land.»

Denn neben Wegelin haben die USA zehn weitere Schweizer Banken wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung mit US-Bürgern im Visier. Darunter die Credit Suisse sowie die Kantonalbanken von Basel und Zürich. Dabei scheinen vor allem die Zürcher ins Visier der US-Behörden rücken zu können. «Sie sind nach Wegelin das wohl attraktivste Ziel für einen Angriff aus den USA», meint ein mit den Steuerverhandlungen Vertrauter. Darum sei klar: «Wir brauchen jetzt endlich eine Globallösung für die Probleme mit den USA.»

Hummler suchte Unterstützung beim Staat

Dieses Ziel wollte man jetzt weder im Finanz- noch im Justizdepartement gefährden, indem man Wegelin zur Seite sprang. Denn die Eckwerte eines Abkommens scheinen auf dem Verhandlungstisch zu liegen. Grösster verbliebener Streitpunkt: Wie gross werden die Ablasszahlungen der Banken an die US-Steuerverwaltung? Am Rande des WEF drängte Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf bei ihrem US-Amtskollegen Tim Geithner auf eine rasche Einigung.

Geht es nach Ex-UBS-Chef Oswald Grübel, wird der Fall Wegelin anderen Ländern als Einfallstor dienen. «Das Ende der Bank Wegelin ist der Auftakt zu einem gross angelegten Angriff auf den Schweizer Finanzplatz», sagt er zum «Sonntag». Den Amerikanern sei es gelungen, einen Präzedenzfall zu schaffen, an dem sich auch die Europäer künftig orientieren würden.

Und was sagt eigentlich der sonst nie um einen Ratschlag an andere verlegene Wegelin-Vordenker und NZZ-Verwaltungsratspräsident Konrad Hummler? Sein Unternehmen sei nicht kaputt, sagt er dem «Sonntag». «Im Gegenteil.» Und: «Wir wurden Opfer einer grösseren Sache.» Man habe aber vereinbart, keine weiteren Kommentare abzugeben.

Beim Not-Verkauf an Raiffeisen sollen Hummler und seine Wegelin-Partner je nach Quelle zwischen 200 bis 600 Millionen kassiert haben.

Was bringt der Deal der Raiffeisen?

Bern – Mit ihren 1,7 Millionen Genossenschaftern gilt die Raiffeisenbank als Volksbank schlechthin. Doch der Wegelin-Deal sorgt bei der Basis für Fragezeichen. «Ich habe gestaunt und war überrascht», sagt der Schwyzer SVP-Ständerat Peter Föhn zu BLICK. Jahrelang war er Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Muotathal. «Die grosse Frage ist: Ist alles sauber geregelt, damit kein Risiko mehr besteht, ins amerikanische Steuergeplänkel hineingezogen zu werden?» Er habe Vertrauen in die Bankführung, aber: «Eine gewisse Unsicherheit ist noch da.»

Der Luzerner CVP-Nationalrat Ruedi Lustenberger, der fast zwei Jahrzehnte lang im Verwaltungsrat einer Raiffeisenbank sass, kritisiert den Kauf der Privatbank an sich nicht. Von Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz fordert er aber eine offensive Kommunikation. «Er muss den Genossenschaftern nun unmissverständlich sagen, dass der Deal zu 100 Prozent wasserdicht ist und die Amerikaner uns nicht schaden können.» Am liebsten wäre Lustenberger, «wenn man uns eine Unbedenklichkeitserklärung der Finma vorlegen würde».

Dass der Kaufpreis geheim bleibt, finden beide Politiker in Ordnung. Dass die Übernahme der Privatbank dem Image von Raiffeisen schadet, glauben sie nicht. Vielmehr sehen sie Chancen. «Man kann nun breiter geschäften», sagt Föhn. «Wichtig ist aber, dass Raiffeisen bescheiden bleibt. Man darf nun nicht gierig werden und um jeden Preis wachsen wollen.»

Von Ruedi Studer

Bern – Mit ihren 1,7 Millionen Genossenschaftern gilt die Raiffeisenbank als Volksbank schlechthin. Doch der Wegelin-Deal sorgt bei der Basis für Fragezeichen. «Ich habe gestaunt und war überrascht», sagt der Schwyzer SVP-Ständerat Peter Föhn zu BLICK. Jahrelang war er Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Muotathal. «Die grosse Frage ist: Ist alles sauber geregelt, damit kein Risiko mehr besteht, ins amerikanische Steuergeplänkel hineingezogen zu werden?» Er habe Vertrauen in die Bankführung, aber: «Eine gewisse Unsicherheit ist noch da.»

Der Luzerner CVP-Nationalrat Ruedi Lustenberger, der fast zwei Jahrzehnte lang im Verwaltungsrat einer Raiffeisenbank sass, kritisiert den Kauf der Privatbank an sich nicht. Von Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz fordert er aber eine offensive Kommunikation. «Er muss den Genossenschaftern nun unmissverständlich sagen, dass der Deal zu 100 Prozent wasserdicht ist und die Amerikaner uns nicht schaden können.» Am liebsten wäre Lustenberger, «wenn man uns eine Unbedenklichkeitserklärung der Finma vorlegen würde».

Dass der Kaufpreis geheim bleibt, finden beide Politiker in Ordnung. Dass die Übernahme der Privatbank dem Image von Raiffeisen schadet, glauben sie nicht. Vielmehr sehen sie Chancen. «Man kann nun breiter geschäften», sagt Föhn. «Wichtig ist aber, dass Raiffeisen bescheiden bleibt. Man darf nun nicht gierig werden und um jeden Preis wachsen wollen.»

Von Ruedi Studer

Also sprach Hummler

«Nicht jeder Steuerhinterzieher ist ein hochkrimineller Mafioso, sondern möglicherweise ein grundanständiger Gewerbetreibender aus einem angrenzenden Nachbarland.» Tages-Anzeiger, 28.7.2003

 

«Ich habe davor Angst, ungerechterweise für etwas, was ich gesagt habe, in den Dreck gezogen zu werden.» Schaffhauser Nachrichten, 26.5.2006

 

Auf die Frage, ob es sich lohnt, sich oft und poin­tiert in die öffentliche Diskussion einzumischen: «Vermutlich ist es irgendwie ein psychischer ­Defekt. Und ganz ­sicher hat es einen ­erotischen Aspekt, eine Meinung in die Welt zu setzen.» Magazin, 30.6.2007

 

«Wir spüren derzeit eine enorme Nachfrage von neuen Kunden. Das dürfte auch im Zusammenhang mit den Problemen der UBS stehen.» Cash Daily, 21.2.2008

 

«Die Kapitalflucht geschieht in Notwehr. Das Bankgeheimnis ist ein Asylrecht. Wir gewähren den Vorsorgevermögen von Europäern Asyl.» Sonntag, 23.3.2008

 

«Das Bankgeheimnis ist am Sterben, und dennoch überlebt es erstaunlich gut.» Der Bund, 21.2.2009

 

«Man ist wohl gut beraten, ganz generell den Abschied von Amerika zu vollziehen. Das schmerzt, denn die USA waren einmal die vitalste Marktwirtschaft der Welt. Aber bis auf ­weiteres muss es heissen: It’s time to say Goodbye.» Anlagekommentar, 24.8.2009

 

«Für unsere Bank ist das keine Existenzfrage. Wir haben unser Geschäftsmodell so aufgebaut, dass wir nicht wegen des Bankgeheimnisses mit dem Rücken zur Wand stehen.» Tages-Anzeiger, 31.10.2009

 

«Als ich vom Abschluss der Vereinbarung zwischen Deutschland und der Schweiz über eine geplante Abgeltungssteuer erfuhr, entwich mir ein erleichtertes ‹Voll geil!›.» NZZ, 17.11.2010

«Nicht jeder Steuerhinterzieher ist ein hochkrimineller Mafioso, sondern möglicherweise ein grundanständiger Gewerbetreibender aus einem angrenzenden Nachbarland.» Tages-Anzeiger, 28.7.2003

 

«Ich habe davor Angst, ungerechterweise für etwas, was ich gesagt habe, in den Dreck gezogen zu werden.» Schaffhauser Nachrichten, 26.5.2006

 

Auf die Frage, ob es sich lohnt, sich oft und poin­tiert in die öffentliche Diskussion einzumischen: «Vermutlich ist es irgendwie ein psychischer ­Defekt. Und ganz ­sicher hat es einen ­erotischen Aspekt, eine Meinung in die Welt zu setzen.» Magazin, 30.6.2007

 

«Wir spüren derzeit eine enorme Nachfrage von neuen Kunden. Das dürfte auch im Zusammenhang mit den Problemen der UBS stehen.» Cash Daily, 21.2.2008

 

«Die Kapitalflucht geschieht in Notwehr. Das Bankgeheimnis ist ein Asylrecht. Wir gewähren den Vorsorgevermögen von Europäern Asyl.» Sonntag, 23.3.2008

 

«Das Bankgeheimnis ist am Sterben, und dennoch überlebt es erstaunlich gut.» Der Bund, 21.2.2009

 

«Man ist wohl gut beraten, ganz generell den Abschied von Amerika zu vollziehen. Das schmerzt, denn die USA waren einmal die vitalste Marktwirtschaft der Welt. Aber bis auf ­weiteres muss es heissen: It’s time to say Goodbye.» Anlagekommentar, 24.8.2009

 

«Für unsere Bank ist das keine Existenzfrage. Wir haben unser Geschäftsmodell so aufgebaut, dass wir nicht wegen des Bankgeheimnisses mit dem Rücken zur Wand stehen.» Tages-Anzeiger, 31.10.2009

 

«Als ich vom Abschluss der Vereinbarung zwischen Deutschland und der Schweiz über eine geplante Abgeltungssteuer erfuhr, entwich mir ein erleichtertes ‹Voll geil!›.» NZZ, 17.11.2010

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