Darum sind die Planeten wirklich «falsch»
Das galaktische Geheimnis jeder neuen 20er-Note

Die Frage, warum uns der Merkur auf dem neuen 20er-Nötli näher ist als die Venus, hat galaktische Ausmasse.
Publiziert: 10.06.2017 um 10:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:30 Uhr
Hüterin des Lichts: SNB-Präsident Thomas Jordan übergibt der Gestalterin der neuen 20er-Note, Manuela Pfrunder, ein gerahmtes Set der Geldscheine (am 17. Mai in Locarno).
Foto: Keystone
Thomas Benkö

BLICK-Leser Martin Schildknecht aus Amriswil TG wurde stutzig, als er die neue 20er-Note genauer ansah: «Anscheinend soll die Entfernung von Himmelskörpern zur Erde aufgelistet sein», schreibt er uns. «Wieso steht da, dass der Merkur näher als die Venus ist? Wenn ich mich über Google informiere, steht immer, dass die Venus näher steht ...»

Tatsächlich: Auf der kürzlich in Umlauf gebrachten 20er-Note sind die Entfernungen zu Planeten und Sternen in Lichtsekunden (LS) gelistet (1 LS = 300'000 km). Das passt, schliesslich ist Licht das Grundthema der Note.

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Distanzangaben: Die Entfernungen zu Planeten & Co. sind munzig klein auf die 20er-Note aufgedruckt.
Foto: Thomas Benkö

So ist der Mond (Luna) 1 LS weg, der Merkur 340 LS, die Venus 480 LS und die Sonne (Sol) 494 LS. Die Liste geht über Planeten weiter zu Sternen und endet erst bei der kosmischen Hintergrundstrahlung (CMB), die 430 Billiarden Lichtsekunden weit weg ist.

«Erde im Zentrum»

Die Nationalbank erklärt sich: «Wir haben bei den Entfernungen nicht die Sonne als Bezugspunkt gewählt, sondern die Erde», sagt SNB-Sprecherin Silvia Oppliger. Da sich die Distanzen der Planeten zur Erde aber laufend ändere, «muss ein Zeitpunkt für die Angabe der Lichtlaufzeiten gewählt werden.»

Und dieser bestimmte Zeitpunkt ist der 23. Februar 1987 um 7.35 Uhr UTC. Damals war uns der Merkur näher auf seiner Umlaufbahn und die Venus stand von uns aus gesehen neben der Sonne. Darum sind die Entfernungsangaben hier mit 480 und 494 Lichtsekunden fast identisch.

Die uns geläufige Reihenfolge von der Sonne aus: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptune – und der Zwergplanet Pluto.

Der Zeitpunkt ist kein Zufall. Es ist die präzise Ankunftszeit der Neutrinos der Supernova 1987A. Es ist eine der erdnächsten Sternenexplosionen, die «nur» rund 157'000 Lichtjahre entfernt in der Grossen Magellanschen Wolke stattfand, einer Nachbargalaxie der Milchstrasse. Der explodierte Stern hatte eine Grösse von rund 17 Sonnenmassen und war bis zu seinem «Tod» ein sogenannter Blauer Überriese.

Fun Fact: Die Neutrinos kamen sogar drei Stunden vor dem sichtbaren Licht auf der Erde an. Das heisst aber nicht, dass Neutrinos schneller sind als Licht (was physikalisch unmöglich ist). Der Grund ist, dass Neutrinos Materie praktisch ungehindert durchdringen. Das Licht bzw. die Photonen hingegen braucht eine gewisse Zeit, um die Gravitation zu überwinden und die Sternenoberfläche zu erreichen. Laut Wikipedia sind dies im Fall von Supernova 1987A drei Stunden. Erst von dort aus bewegen sie sich mit Lichtgeschwindigkeit.

So gross wie 17 Sonnen: Nach der Supernova von 1987 machte das Hubble-Weltraumteleskop spektakuläre Bilder.
Foto: ESA/Hubble

Danke Leser Schildknecht für die Frage! Fantastisch, was man durch anscheinend so simple Dinge wie Geldscheine lernt.

PS: Noch mehr Infos zu den neuen Banknoten gibts mit der neuen SNB-Augmented-Reality-App. Die gibts gratis für iPhone und Android.

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