Darum geht Iqbal Khan zur UBS
Er macht Gewinne – auch ohne Bankgeheimnis

Die UBS holt Iqbal Khan als neuen Chef der weltweiten Vermögensverwaltung. Ein kluger Schachzug. Denn Khan weiss, wie man auch ohne Bankgeheimnis Gewinne macht.
Publiziert: 01.09.2019 um 14:55 Uhr
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Erfolge trotz automatischem Informationsaustausch: Iqbal Khan.
Foto: zvg
Danny Schlumpf

Der Wechsel des Vermögensverwalters Iqbal Khan (43) von Credit Suisse zur UBS gibt Anlass zu Spekulationen: Baut UBS-Chef Sergio Ermotti (59) ihn etwa zu seinem Nachfolger auf?

Gut möglich.

Denn der Neue hat einen entscheidenden Vorteil: Khan kann AIA. Kein Banker in der Schweiz kann mit dem automatischen Informationsaustausch (AIA) besser umgehen als er. Niemand weiss genauer, wie eine Schweizer Grossbank im Zeitalter des AIA überlebt.

Die internationale Übereinkunft verpflichtet Banken, den Steuerbehörden sämtliche Konten von Kunden mit ausländischem Wohnsitz offenzulegen. Mit dem AIA beerdigten Bundesrat und Parlament das Schweizer Bankgeheimnis. In Kraft trat das Gesetz Anfang 2017. Bis Ende 2018 hatten die Banken Zeit, die Daten ihrer ausländischen Kunden zusammenzutragen und zu melden. Inzwischen läuft der AIA auf vollen Touren.

Vom Nobody zum Chef der Vermögensverwaltung

Just als das Parlament der Einführung der neuen Regeln 2015 zustimmte, machte die CS Iqbal Khan zum Chef ihrer Internationalen Vermögensverwaltung. Es war eine Überraschung: Der Schweizer pakistanischer Abstammung war in der Banker-Szene ein Nobody.

Doch er war diplomierter Wirtschaftsprüfer und hatte bei der Beratungsfirma Ernst & Young als Leiter Financial Services gearbeitet und er besass einen Master in internationalem Wirtschaftsrecht – genau die richtigen Voraussetzungen für das, was die CS-Spitze vom künftigen Chef ihres Wealth-Managements, der Vermögensverwaltung erwartete.

Strategiewechsel bei der CS

Es war die Zeit, als der neue Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam einen Strategiewechsel vornahm: weg vom Investmentbanking, zurück zum Kerngeschäft der Vermögensverwaltung. Um das erfolgreich hinzukriegen, musste allerdings das Ende des Bankgeheimnisses und die kommende Einführung des AIA berücksichtigt werden. Dessen war sich CS-Präsident Urs Rohner bewusst – er hatte mehrere Jahre als Jurist in den USA gearbeitet.

Die Computer der Credit Suisse liefen in dieser Zeit heiss, um sämtliche Vermögen zu identifizieren, die vom Informationsaustausch betroffen waren.

Und mittendrin stand der junge Iqbal Khan. Seit 2015 erprobte er den richtigen Umgang mit dem AIA sowie steigenden regulatorischen Vorgaben und stellte die globale Vermögensverwaltung der CS darauf ein.

Nur noch 40 Prozent ausländische Vermögen

Die Auswirkungen des AIA waren happig. Eine Studie der Universität Zürich aus dem Jahr 2015 zeigte auf: Nur schon die Diskussionen um einen möglichen Informationsaustausch führten zum Abzug ausländischer Vermögen.

Als klar war, dass der AIA kommt, floss immer mehr Geld von Schweizer Bankkonten ab, die Kunden aus den über 100 am AIA beteiligten Staaten gehörten. 2015 lagen auf Schweizer Bankkonten 60 Prozent ausländische Vermögen, heute sind es noch 40 Prozent.

Die Einführung des Informationsaustauschs führte aber nicht nur dazu, dass ausländische Vermögen von Schweizer Banken abflossen. Es kehrten auch Gelder von Schweizer Kunden zurück, die sie bei ausländischen Banken parkiert hatten. Denn die Offenlegungspflicht gilt für sämtliche AIA-Länder. Es war sinnlos geworden, Vermögen in Luxemburg, Liechtenstein oder den Caymans vor der Schweizer Steuerverwaltung zu verstecken. Also flossen sie zurück, und zwar in hohem Umfang. Denn bis Ende 2018 liessen sich diese Vermögen mittels Nachsteuern legalisieren. Allein diese Nachzahlungen umfassten schliesslich die stattliche Summe von 50 Milliarden Franken.

Erfolgreich durch die heikle Anpassungsphase gesteuert

Die Rückkehr inländischer Vermögen in Schweizer Tresore federte den Abfluss ausländischer Vermögen etwas ab. Doch weil der Schweizer Markt begrenzt ist, bleibt die internationale Ver­mögensverwaltung zentral. Und genau in diesem Bereich ist die Einführung des AIA ein Kernthema.

Iqbal Khan ist es gelungen, die CS erfolgreich durch die heikle Anpassungsphase zu steuern. Mehr noch: Er steigerte Erträge und Vorsteuergewinne massiv.

Die UBS hingegen machte vor allem mit der umstrittenen Zusammenführung ihrer ameri­kanischen mit der weltweiten Vermögensverwaltung von sich reden.

Vermögensverwaltung als Sorgenkind der Investoren

Zwar verwaltet sie insgesamt wieder sehr viele Vermögen, aber die Einnahmen stagnieren: Das Kerngeschäft Vermögensverwaltung ist zum Sorgenkind der Investoren geworden.

Iqbal Khan hat es in der Hand, das zu ändern.

Denn er besitzt grosse Erfahrung darin, wie man auch ohne Bankgeheimnis Gewinne macht.

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