US-Präsident Donald Trump (70) hat am letzten Donnerstag das Pariser Klimaschutzabkommen gekündigt. Viele sehen ihn seither als Klimakiller. Doch gleichzeitig hilft Trump dem Klimaschutz, wenn auch unfreiwillig: Seit er an der Macht ist, verzeichnen die Käufe von CO2-Kompensationen in der Schweiz eine rege Zunahme.
Bei der Stiftung Myclimate zeigt die Nachfrage steil nach oben: Letztes Jahr sind die gekauften CO2-Kompensationen um rund 30 Prozent auf über 700’000 Tonnen CO2 gestiegen – ein Rekord. «Das liegt sicher auch am Trump-Effekt», sagt Myclimate-Sprecher Kai Landwehr.
Trumps Sieg zur richtigen Zeit
Dass Trump erst gegen Ende 2016 gewählt wurde, spielte keine Rolle. Laut Landwehr kompensieren viele Myclimate-Kunden ihren CO2-Ausstoss erst Ende Jahr. Der Sieg Trumps kam damit zum richtigen Zeitpunkt. Sie hat viele Leute für den Klimaschutz sensibilisiert.
Neben Trump habe auch die Klimakonferenz von Paris im Jahr zuvor für die Trendwende gesorgt, sagt Landwehr. «Für viele Leute war der Abschluss des Klimaschutzabkommens ein Grund, sich auch persönlich zu engagieren.»
Die Impulse hatte Myclimate dringend nötig. Im Jahr zuvor waren die verkauften CO2-Kompensationen erstmals negativ gewesen.
Angebot grösser als Nachfrage
Allerdings: Mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein sind freiwilligen Kompensationen nicht. Der Gesamtausstoss von CO2 liegt in der Schweiz bei rund 48 Millionen Tonnen. Mit Aufforstungen von Wäldern, Biogasanlagen, Solarkochern und diversen weiteren Projekten sparte Myclimate letztes Jahr 1 Million Tonnen CO2 ein. Bezahlt wurden davon nur 70 Prozent. Das Angebot übersteigt also die Nachfrage bei weitem.
Kommt hinzu: Privatleute kommen nur für etwas mehr als 10 Prozent Kompensationen auf, der Rest stammt von Firmen. Grosse Myclimate-Kunden sind etwa der Touristiker Hotelplan, die Autoteilet-Plattform Mobility und die Schweizer Jugendherbergen.
Landwehr kritisiert, dass sich viele Firmen weigerten, die Kompensation fest in den Buchungs- und Bezahlprozess zu integrieren. «Wenn mit einem Klick der CO2-Ausstoss für eine Reise oder eine Dienstleistung neutralisiert werden kann, nutzen das die Konsumenten», sagt Landwehr. Sobald es komplizierter werde, sinke aber die Bereitschaft.
Am Preis kann es nicht liegen: Die 6,6 Tonnen CO2, die ein Schweizer jährlich im Schnitt pro Kopf verursacht, lassen sich mit 200 Franken ausgleichen. Das ist weniger als die Ersparnisse, welche die Schweizer dem tiefen Ölpreis verdanken.