Der Wirtschaftsboom führt zu einer starken Abnahme leerer Büros in den grossen Schweizer Städten. Im letzten Jahr sank das Angebot an leeren Büroflächen in Zürich, Basel, Bern, Genf und Lausanne um 9,5 Prozent auf 707'000 Quadratmeter.
Der Rückgang sei stärker als erwartet, erklärte Spezialist Martin Bernhard vom Immobilienberatungsunternehmen Jones Long LaSalle (JLL) vor den Medien in Zürich. Grund dafür sei die höhere Nachfrage wegen der starken Konjunktur. Viele kleinere Firmen seien sehr stark gewachsen und hätten grössere Büros gebraucht.
Die gesamte Leerstandsquote in den fünf grossen Städten der Schweiz fiel von 4,3 auf 3,9 Prozent. Ein Grossteil des Rückgangs ist auf Zürich zurückzuführen. Dort schrumpfte das Angebot an leeren Büroflächen um 15,5 Prozent auf 351'600 Quadratmeter. Das war der erste Rückgang seit der Finanzkrise im Jahr 2009.
Firmen die wachsen wollen
Die grössten Nachfragetreiber seien bereits in Zürich ansässige Unternehmen, die wachsen oder Standorte zusammenlegen möchten, hiess es in der Büromarktstudie 2019 von JLL. Gefragt war die Innenstadt, wo die leere Bürofläche um über ein Viertel schrumpfte.
Aber auch Zürich-West entwickle sich immer mehr zum Geschäftszentrum, hiess es. Es seien derzeit kaum noch grössere Büroflächen verfügbar und die sich im Bau befindlichen Neubauprojekte seien allesamt sehr gut vorvermietet.
Die Spitzenmiete in Zürich stieg weiter um 4,4 Prozent auf 825 Franken pro Quadratmeter. Allerdings ist die Spitzenmiete noch deutlich unter dem Rekord von 1100 Franken aus dem Jahr 2011.
In Opfikon/Glattbrugg steht jedes Büro leer
Die grössten Büroleerstände der Region gebe es nach wie vor in Zürich-Nord, das heisst in der Gegend vom Bahnhof Oerlikon bis zum Flughafen. In Opfikon/Glattbrugg ZH ist fast jedes dritte Büro unbenutzt.
Der Wettbewerb werde zusätzlich durch die anhaltende Ausweitung des Angebots verschärft, hiess es. Unter anderem nimmt der Gebäudekomplex The Circle am Flughafen langsam Form an. Ab Mitte nächsten Jahres werden dort rund 75'000 Quadratmeter Büroflächen bezugsbereit sein. Bereits als Mieter stünden Unternehmen wie Raiffeisen, Microsoft oder Abraxas fest, schrieb JLL.
Auch in Bern nahm der Bestand an leeren Büros markant um gut 10 Prozent auf 83'000 Quadratmeter ab. Derzeit sind noch 2,9 Prozent des Gesamtbestands frei. Die Spitzenmiete in der Innenstadt verharrte bei 350 Franken pro Quadratmeter im Jahr.
In Basel sackte das Angebot an freien Büros im vergangenen Jahr um über ein Fünftel auf circa 40'000 Quadratmeter ab. Die Leerstände reduzierten sich insbesondere in Kleinbasel. Dagegen nahm das Angebot in der Innenstadt ganz leicht zu.
Viele Neubauten in Genf
Dagegen nahm im zweitgrössten Büromarkt, in Genf, die Anzahl leerer Büros zu. Die freie Fläche kletterte um 5,4 Prozent auf 196'000 Quadratmeter. Grund dafür waren Neubauten. Allerdings sei der Anstieg der Leerstände geringer gewesen, als es die im letzten Jahr fertiggestellten Neubauten hätten vermuten lassen, schrieb JLL.
Die Spitzenmiete in Genf stieg aus diesem Grund zum ersten Mal seit dem Jahr 2011 wieder leicht an und liegt nun bei rund 810 Quadratmeter jährlich. Vor einem Jahr waren es noch 800 Franken.
Auch in Lausanne nahmen die leeren Büros zu, genauso wie in Zug (plus 11,5 Prozent auf 63'200 Quadratmeter). Dort seien einige prominente Neubauten fertiggestellt worden, was zu einer gewissen Linderung des knappen Angebots an grossen, modernen Büroflächen geführt habe.
Die Zunahme der Leerstände fiel allerdings deutlich geringer aus, als JLL Anfang Jahr erwartet hatte. Denn es habe weitere namhafte Neuansiedlungen von Unternehmen gegeben. So will der Zementriese LafargeHolcim seinen Hauptsitz von Zürich nach Zug verlegen. Zudem hätten bereits ansässige Unternehmen ihre Präsenz in der erhöht. (SDA/pbe)