Während Bürolisten und Bauarbeiter über die Hitze stöhnen, freuen sich die Bierbrauer! Allen voran CVP-Nationalrat Alois Gmür (60), dessen Brauerei das Einsiedler Bier herstellt: «Ein Hitzesommer ist das Beste, was einem Bierbrauer passieren kann. Wir sind bereits deutlich über den Zahlen des letzten Jahres.» Im Moment produziert er doppelt so viel Bier wie sonst. «Wir haben deshalb auf 24-Stunden-Betrieb umgestellt und brauen von Montag bis Freitag rund um die Uhr. Letztmals war das im Hitzesommer 2003 der Fall.»
Nicht nur Gmür frohlockt, praktisch die ganze Branche ist derzeit im Hoch. «Wir freuen uns über das Sommerwetter», sagt Andreas Schmid vom Branchen-Primus Feldschlösschen. «Das erste Halbjahr war eher schwach, aber im Vergleich zum letzten Juli verzeichnen wir nun eine Steigerung um 30 Prozent.»
Gross sei die Nachfrage derzeit nach Dosen und Einweggebinden, so Schmid. Mit Folgen: «In der Distribution sind derzeit mehr Leute im Einsatz als geplant – auch an den Wochenenden.»
«Juni, Juli und August sind entscheidende Monate – und bisher verzeichnen wir ein deutliches Plus», sagt auch Urs Frei von Heineken Switzerland. «Unsere Brauereien in Chur und Luzern sind sehr gut ausgelastet.» Genaue Zahlen will er nicht nennen.
Die Steigerung liege aber nicht nur am Wetter, sondern auch an neuen Produkten, die man lanciert habe, sagt Frei.
«Alle Gastrobetriebe brauchen derzeit deutlich mehr Bier – vor allem aber Sommerrestaurants, Biergärten oder Seerestaurants», sagt Felix Meier, Geschäftsführer der Brauerei H. Müller in Baden AG. Je nach Betrieb werde ein Fünftel bis ein Viertel mehr bestellt. «Seit Wochen verarbeiten wir rund 1200 Hektoliter Bier pro Woche – diesen Juli haben wir etwa 15 bis 18 Prozent mehr Bier abgefüllt als vor einem Jahr», sagt Meier. Allerdings hat die Hitze auch ihre Tücken: «Das ideale Bier-Wetter liegt bei 27 Grad. Wenn es über 30 Grad wird, kippt es irgendwann, und die Leute trinken mehr Mineralwasser oder Panaché statt Bier.»
Solange es nachts nicht allzu sehr abkühlt, ist laut Meier aber für Ausgleich gesorgt: «An Sommerfesten wird dafür umso länger und intensiver getrunken.»