Endlich ist das Resultat da: Migros-Regionalfürst Damien Piller (61) hat die Wahl gewonnen. Der Präsident der Genossenschaft Neuchâtel-Fribourg ist nicht abgewählt. Obschon er das Vertrauen der Zentrale in Zürich verloren hat. Obschon sich selbst der lokale Genossenschaftsrat gegen ihn ausgesprochen hat.
Piller steht im Verdacht, sich auf Kosten der Migros bereichert zu haben. Im Mittelpunkt stehen zwei Zahlungen à 864’000 Franken aus den Jahren 2014 und 2015. Das Geld floss von der lokalen Migros-Genossenschaft an Gesellschaften von Piller. Diese hatten in Belfaux FR und La Roche FR Liegenschaften realisiert, in denen ein Migros-Supermarkt eingemietet ist.
Piller sieht sich deswegen mit zwei Strafanzeigen konfrontiert. Der Vorwurf: ungetreue Geschäftsbesorgung und Betrug. Eine Strafanzeige hat die Zentrale in Zürich Anfang Juli eingereicht. Eine zweite Strafanzeige hat die lokale Genossenschaft eingereicht. Ausserdem laufen zivilrechtliche Verfahren. Piller bestreitet die Vorwürfe.
Mehrheit für Piller
Die Situation hat dazu geführt, dass es zur Urabstimmung kam. Es ist die erste ihrer Art in der Geschichte der Migros. Die 124'000 Genossenschafter der Region Neuchâtel-Fribourg waren aufgefordert, sich für oder gegen Piller zu entscheiden.
50'000 Genossenschafter haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Über 65 Prozent haben sich für Piller und drei seiner Weggefährten ausgesprochen.
«Die Verwaltung der Genossenschaft Migros Neuenburg-Freiburg nimmt das Ergebnis mit Befriedigung zur Kenntnis», heisst es in einem Communiqué von Piller und seinen drei Mitstreitern. Die Genossenschafter hätten «sich nicht von der Propaganda des Migros-Genossenschaftsbundes (MGB) in Zürich beeinflussen» lassen, so der Wortlaut.
«Starker Verdacht auf Wahlmanipulation»
Die Gegenseite zweifelt an der Richtigkeit des Ergebnisses: «Es besteht ein starker Verdacht auf Wahlmanipulation, weshalb das Ergebnis dieser Wahl geprüft werden muss. Die Migros behält sich das Recht vor, das von PwC heute veröffentlichte Ergebnis noch einmal überprüfen zu lassen», heisst es in einem Communiqué der Migros Neuchâtel-Fribourg.
Der Verdacht fusst auf einem Beitrag des Westschweizer Fernsehens. RTS berichtete am Montag über 400 Wahlzettel, die ein Pöstler entdeckte. Sie sprachen sich alle für Piller aus und stapelten sich in einer Kleinstadt, die ausserhalb des Wahlgebiets lag.
Der Genossenschaftsrat hat in der Folge Anzeige wegen Urkundenfälschung und versuchten Betrugs gemacht. Die Schlammschlacht geht also weiter. (ise)