Das gibt Ärger! Lidl mit Sitz in Weinfelden TG flatterte eine Unterlassungserklärung ins Haus, wie der Discounter BLICK bestätigt. Absender: die Rechtsabteilung der Migros in Zürich. Die Grossverteilerin wirft Lidl vor, ihren Kult-Eistee zu kopieren.
Dass ausgerechnet die Migros – sie gilt als Kopierkönigin – die Anwälte einschaltet, überrascht den Discounter. «Wir sind sehr verwundert, dass die Migros uns rechtlich verbieten möchte, unseren Ice Tea zu verkaufen», sagt Lidl-Sprecherin Corina Milz.
Die Migros ist mit Kopieren gross geworden, sie selber hat über Jahrzehnte Markenprodukte nachgeahmt. Welcher Migros-Fan erinnert sich nicht an die 70er-Jahre: Der Markenkaffee Hag wurde in der Migros zu Café Zaun. Optisch verdächtig nah am Knorr-Original ist die Streuwürze Mirador. Ebenso das Kultglace Ben & Jerry’s: Die Migros taufte ihr Glace kurzerhand Mary Jane. Es war Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler (†74) selbst, der die Kopiermaschine angeworfen hatte.
Was die Migros kann, können wir schon lange, denkt sich die Konkurrenz – und kupfert beim orangen Riesen ab. Zum Beispiel Coop: Der Erzrivale taufte seine Getreideriegel in Country um. Die Verpackung lehnt sich eng an jene des Farmer-Riegels der Migros an.
Tatsächlich ähnelt auch das neue Schwarztee-Getränk von Lidl in Form, Farbe und Bebilderung dem Eistee der Migros. Deren Tee in der blau-weissen Originalflasche ist nach eigenen Angaben das beliebteste Produkt der Kunden und der erfolgreichste Eistee der Schweiz.
Rekordverdächtiger Konsum
Über 30 Liter Eistee pro Kopf! Der Jahreskonsum ist in der Schweiz rekordverdächtig hoch – ein lukratives Geschäft für den Handel. Kein Wunder, trifft der neue Lidl-Eistee (0,5 Liter für 79 Rappen) die Migros. Sie verkauft ihre Eigenmarke ab 90 Rappen. Ist es etwa der tiefe Preis des deutschen Discounters, der der Migros sauer aufstösst? Die Detailhändlerin will sich nicht äussern. Sie sagt lediglich, man sei mit Lidl in Kontakt. «Weitere Informationen können wir nicht geben.»
Doch Lidl hat der Migros klargemacht, dass man von der Unterlassungserklärung nichts halte. BLICK weiss: Lidl nimmt auch eine Klage in Kauf. «Wir haben jetzt unsere Anwälte eingeschaltet», sagt Lidl-Sprecherin Milz.
Ist die Migros so konsequent wie im Country-Riegel-Fall mit Coop, dann muss sie auch bei Lidl das Gericht einschalten. Der Discounter will hart bleiben: «Unser Ice Tea kommt bei den Kunden gut an. Wir bieten ihn auch künftig in der Schweiz an.» Und: «Die Migros hat ja einst bei ihren Eigenmarken-Nachbauten auch nicht nachgegeben», erklärt Sprecherin Milz.
Mit Ohä fing alles an. So hiess das Waschmittel der Migros, mit dem Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler (†74) den Markenherstellern ab 1931 den Kampf ansagte. Die Kurzform für «Ohne Hänkel» war eine Anspielung auf den deutschen Persil-Produzenten Henkel. In den darauffolgenden Jahrzehnten folgten billigere, aber pfiffige Eigenmarken (wie Eimalzin oder Kaffee Zaun), die sich extrem an die Originalmarken anlehnten. Die Kopiermaschine lief auf Hochtouren, weil Hersteller die Migros immer wieder mit Lieferboykotten belegten. Aber die Qualität vieler Produkte des Grossverteilers kam nah an jene der Originale heran.
Mit Ohä fing alles an. So hiess das Waschmittel der Migros, mit dem Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler (†74) den Markenherstellern ab 1931 den Kampf ansagte. Die Kurzform für «Ohne Hänkel» war eine Anspielung auf den deutschen Persil-Produzenten Henkel. In den darauffolgenden Jahrzehnten folgten billigere, aber pfiffige Eigenmarken (wie Eimalzin oder Kaffee Zaun), die sich extrem an die Originalmarken anlehnten. Die Kopiermaschine lief auf Hochtouren, weil Hersteller die Migros immer wieder mit Lieferboykotten belegten. Aber die Qualität vieler Produkte des Grossverteilers kam nah an jene der Originale heran.