Cumulus-Daten verraten es
Walliser sind die grössten Öko-Muffel

Die Zürcher Konsumenten greifen am ehesten zu umweltfreundlichen Produkten. Und die Walliser sind Ökomuffel. Das zeigt eine detaillierte Auswertung der Migros-Cumulus-Daten.
Publiziert: 06.10.2015 um 08:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:28 Uhr
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Von Ulrich Rotzinger

Wer hat den umweltfreundlicheren Einkaufskorb? Posten Aargauer Haushalte ökologischer als Bündner? Welche Kunden legen keinen Wert auf teures Bio und Fairtrade?

Seit gut einem Jahr analysiert die Migros mit «Cumulus-Green» den Verkauf von Produkten aus umweltfreundlicher Herstellung. Grundlage ist der Anteil nachhaltiger Labels im Warenkorb von  2,8 Millionen Haushalten, die eine Cumulus-Karte benutzen. Der Grossverteiler berücksichtigt den Umsatz mit insgesamt zwölf Labels (Auswahl auf dieser Seite). Das umsatzstärkste Label «Aus der Region für die Region» zählt dabei nicht.

Aus dem Datenberg kann jeder Besitzer einer Cumulus-Karte den «Green»-Anteil seiner Einkäufe in Filialen und Fachmärkten online abrufen (siehe oben).

Die Daten bis Ende September 2015 ergeben folgendes Bild: Landesweit beträgt der «Green»-Anteil 18,1 Prozent – ein Prozent mehr als im Jahr 2014. Die beliebtesten Labels sind Terrasuisse, Migros Bio und UTZ. Eine Auswertung nach Kantonen zeigt: Nirgendwo liegt der Öko-Anteil höher als in Zürich: 20,2 Prozent. Es folgen die Kantone Glarus (18,9 %) und Aargau (18,8 %). Kunden jenseits des Röstigrabens und im Tessin dagegen kaufen weniger umweltfreundlich ein (Karte oben rechts). Schlusslichter sind Freiburg (16,4 %) und das Wallis (15,6 %). Doch wie steht es um die Aussagekraft der Daten?

Optimierter Green-Anteil

Schauen die Walliser nur auf den Preis und lassen Öko-Ware darum links liegen? Sind die Zürcher umweltbewusster oder einfach wohlhabender? «Die Verfügbarkeit der Läden und des Sortiments sowie das individuelle Einkaufsverhalten haben auf die Kantonswerte einen Einfluss», lautet die schriftliche Antwort der Migros.

Kauft ein Kunde bei der Migros-Tochter M-Way für 7000 Franken einen E-Scooter mit Topten-Label, treibt er damit den Green-Anteil seiner zweimonatlichen Cumulus-Abrechnung schlagartig in die Höhe. Aber: M-Way-Shops gibt es in Zürich gleich vier, im Wallis keinen einzigen.

Für die Migros lohnt sich das Nachhaltigkeitsprogramm: 2,5 Milliarden Franken setzte sie 2014 mit Label-Produkten um. Die Verkäufe stiegen gegenüber 2013 um zwölf Prozent. Coop hat kein vergleichbares Programm, doch auch beim Migros-Rivalen steigen die Label-Umsätze: 2014 waren es

2,3 Milliarden. Wichtiger Nebenaspekt: Label-Produkte sind teurer. Zudem kann die Migros auf diesen Produkten mehr Marge erzielen. «Die höheren Preise sind nicht auf höhere Margen zurückzuführen, sondern auf höhere Kosten in der gesamten Wertschöpfungskette», entgegnet die Migros. Zu höheren Ladenpreisen führten gesteigerte Anforderungen für Produktion und Zertifizierung.

Geschäft mit der Moral?

Den Verdacht, die Migros spiele mit dem schlechten Gewissen ihrer Kunden, kann sie weniger leicht zerstreuen. Wer bei der Auswertung unter dem Durchschnitt liegt, könnte moralisch unter Druck kommen und vermehrt Label-Produkte kaufen, warnen Konsumentenschützer.

Doch auch sie begrüssen, dass die Migros mit Cumulus-Green das Bewusstsein für umweltfreundlichere Herstellung schärft. Beim Grossverteiler selbst heisst es denn auch: Nicht der Umsatz stehe dabei im Vordergrund, sondern das Bestreben, die Zahl nachhaltiger Produkte im Sortiment zu erhöhen.

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