Tidjane Thiam (57) weiss, was er der Öffentlichkeit schuldet: Antworten! Also steht der CS-Boss selber hin, um die Zahlen zum dritten Quartal zu präsentieren. Und macht einen Job, der in normalen Jahren jeweils Finanzchef David Mathers (54) obliegt.
Doch was ist schon normal im Jahr der Beschattungsaffäre um dem Ex-CS-Banker Iqbal Khan (43)? Um den ehemaligen Chef der CS-Vermögensverwaltung also, der nun für die Konkurrentin UBS arbeitet, nach einer abnormal kurzen Pause von knapp drei Monaten.
Nichts ist normal, also rattert der CS-Boss durch den Zahlenkranz des dritten Quartals, sich durchaus im Klaren darüber, dass dieser die wenigsten Anwesenden im Raum wirklich interessiert.
Erst als die Affäre aufflog, wusste Thiam Bescheid
Denn alle wollen vom CS-Boss nur eines wissen: Was er zur Beschattungsaffäre zu sagen hat. Zwei Dinge macht Thiam unmissverständlich klar: «Ich habe nie an Rücktritt gedacht!» Und: «Ich habe die Überwachung von Iqbal Khan weder angeordnet noch davon etwas gewusst.» Von der Beschattung des Ex-CS-Bankers habe er erst am Tag erfahren, als alles aufflog, als die Detektive verhaftet wurden. Das war an einem Dienstag Mitte September.
Die Credit Suisse hat im dritten Quartal 2019 den Reingewinn gegenüber dem Vorjahr auf 881 Millionen Franken verdoppelt. Der Gewinnsprung kam allerdings vor allem durch den Verkauf der Fondsplattform Investlab zustande. Ohne diese Sondereinnahmen wäre der Gewinn nur um ein Fünftel angestiegen.
Ein guter Teil des Geschäftserfolgs kommt aus dem Handelsgeschäft. Ein Geschäft, das vor allem dank der Geldspritzen der Notenbank gut läuft und das mit mehr Risiken behaftet ist als die Vermögensverwaltung.
Immerhin: Der Bank flossen in der Periode von Juli bis September Netto-Neugelder in Höhe von 12,8 Milliarden Franken zu. Die verwalteten Vermögen erreichten einen Rekordstand von beinahe 1,5 Billionen Franken. (koh)
Die Credit Suisse hat im dritten Quartal 2019 den Reingewinn gegenüber dem Vorjahr auf 881 Millionen Franken verdoppelt. Der Gewinnsprung kam allerdings vor allem durch den Verkauf der Fondsplattform Investlab zustande. Ohne diese Sondereinnahmen wäre der Gewinn nur um ein Fünftel angestiegen.
Ein guter Teil des Geschäftserfolgs kommt aus dem Handelsgeschäft. Ein Geschäft, das vor allem dank der Geldspritzen der Notenbank gut läuft und das mit mehr Risiken behaftet ist als die Vermögensverwaltung.
Immerhin: Der Bank flossen in der Periode von Juli bis September Netto-Neugelder in Höhe von 12,8 Milliarden Franken zu. Die verwalteten Vermögen erreichten einen Rekordstand von beinahe 1,5 Billionen Franken. (koh)
Wie es möglich sei, dass der Konzernchef, der die Überwachung mehrmals als «unangemessen» verurteilt, nichts von einer solchen heiklen Massnahme wusste, versucht Thiam so zu erklären: «Vielleicht waren diejenigen, die die Überwachung angeordnet haben, sich einfach nicht bewusst, dass sie etwas Falsches tun.»
Persönliche Dinge nicht mit Beruflichem vermischen
Das heisst in der Logik des CS-Boss: Wenn jemand alles richtig macht, dann muss er auch den Chef dafür nicht um Erlaubnis fragen oder ihn informieren. Selbst wenn – wie Thiam betont – die Überwachung ehemaliger Mitarbeiter bei der CS nicht üblich sei.
Auch wenn er gegen Ende der Medienkonferenz etwas genervt wirkt, behält Thiam eine professionelle Ruhe bei, wünscht dem neuen Nachbarn Khan, Co-Chef der UBS-Vermögensverwaltung, gar alles Gute für seine Zukunft. Und legt zum Schluss fast ein Gelübde ab: «Ich würde nie, nie, nie persönliche und berufliche Dinge vermischen!»
Das heisst: Auch nach dem Nachbarschaftsstreit im Januar, als es um Baulärm und Bäume ging, habe er Khan mit dem nötigen Geld und Ressourcen ausgestattet, damit dieser seinen Job machen konnte. Und diesen habe Khan gut gemacht, wie die Resultate der Vermögensverwaltung von Januar bis Juni gezeigt hätten. Khans abrupter Abgang bei der CS erfolgte erst im Juli.
Nach der Untersuchung der Beschattung durch Anwälte der Kanzlei Homburger musste der operative Chef der Bank, Pierre-Olivier Bouée (48) gehen. Als BLICK von Thiam wissen wollte, ob er den Abgang seines langjährigen Weggefährten bedaure, lobte Thiam zunächst dessen Arbeit, meinte aber auch: «Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn als Freund bezeichnen würde.» Und legte damit noch etwas mehr Distanz zwischen sich und den Auslöser der ganzen Beschattungsaffäre.