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Negativzinsen machen Wohnraum teuer und knapp
Für eine Eigentumswohnung braucht es heute mehr als fünf Jahreseinkommen!

Die tiefen Zinsen fördern das Preisgefälle zwischen Zentrum und Peripherie, heizen das Pendeln an und machen nicht zuletzt Wohneigentum unerschwinglich. Das besagt eine neue Immobilien-Studie der Credit Suisse.
Publiziert: 04.03.2020 um 09:24 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2020 um 20:16 Uhr
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Bauboom wegen Negativzinsen. Doch diese machen Wohnraum auch unerschwinglich, stellt die Credit Suisse in einer Studie fest.
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Christian Kolbe

Negativzinsen sind nicht nur Sparern ein Graus. Sondern auch allen Privaten, die von der eigenen Wohnung oder einem Häuschen träumen. Eigentlich ein Widerspruch, denn die Finanzierung eines Eigenheims ist heute so günstig wie noch nie, die Hypozinsen sind im Keller.

Dennoch schreibt die Credit Suisse in ihrer Studie «Schweizer Immobilienmarkt 2020»: «Die Negativzinsen machen Wohneigentum unerschwinglich und wider Erwarten knapp.» Denn Immobilien sind in Zeiten tiefer Zinsen und schwankender Aktienmärkte eine der wenigen Anlagen, die eine halbwegs sichere und auch ansprechende Rendite abwerfen.

Zu wenig Wohneigentum

Die Folge: Die Preise für Wohneigentum steigen. Auch weil grosse Investoren wie etwa Pensionskassen ihr Geld lieber in Überbauungen mit Mietwohnungen stecken, als Überbauungen mit Eigentumswohnungen zu finanzieren. Deshalb wird weniger Wohneigentum gebaut, die Angebot verknappt sich, die Nachfrage aber ist enorm.

Wie die CS schreibt, seien im Schnitt mehr als fünf Jahreseinkommen für den Kauf einer Eigentumswohnung nötig. Wer den Traum vom eigenen Häuschen realisieren möchte, braucht sogar mehr als sieben Jahreseinkommen. In den teuersten Regionen, etwa in und um Zürich oder in der Genferseeregion reichen selbst 10 durchschnittliche Jahreseinkommen nicht, um Wohneigentum zu erwerben.

Pendlerstrom schwillt an

Indirekt förderten die Tiefzinsen das Preisgefälle zwischen Stadtzentren und Peripherie, schreibt die CS weiter. Denn auf der Suche nach Rendite zieht es die Investoren aufs Land. Nur dort finden sie noch günstige Landpreise, um rentable Überbauungen zu realisieren. Die Folge: Der Strom der mehr als drei Millionen Schweizer, die täglich zu ihren Arbeitsplätzen pendeln, dürfte weiter anschwellen. Im Schnitt sind die Pendler pro Weg eine halbe Stunde unterwegs.

Immerhin: Gemäss CS-Studie stünden die Negativzinsen auch am Ursprung der Rekordleerstände von Mietwohnungen. Dieser Trend wird auch dieses Jahr anhalten. Das ist eine gute Nachricht für Mieter, denn die Mieten ausserhalb der Zentren dürften weiter sinken. Vor allem für diejenigen, die bereit sind, in «nicht mehr ganz tauffrische» Wohnungen einzuziehen. Also in Überbauungen, die etwa drei bis sechs Jahre alt sind und bei denen die Erstmieter wieder ausgezogen sind.

Auch Private investieren in Häuser und Wohnungen

Inzwischen haben viele Banken den Freibetrag für Negativzinsen weiter gesenkt. Schon ab einem Betrag von wenigen Hunderttausend Franken auf dem Konto langen gewisse Finanzinstitute kräftig zu. Das treibt viele Privatanleger dazu, das Geld vor allem in Wohneigentum zu investieren, um dieses anschliessend zu vermieten. Schon jede sechste Eigentumswohnung wird von privaten Investoren zwecks Vermietung gekauft. Dieses sogenannte Buy-to-let treibt die Preise ebenalls in die Höhe, erschwert den Kauf von selbstbewohntem Eigentum. Gleichzeitig gehen diese privaten Investoren ein erhöhtes Risiko ein, ihre Investitionsobjekte bei steigenden Zinsen nicht mehr tragen zu können.

Fazit: Für Investoren bleibt der Schweizer Wohnungsmarkt dank steigender Preise interessant, Mieter ausserhalb der Zentren können auf etwas günstigeres Wohnen hoffen. Einzig wer den Traum vom Eigenheim realisieren möchte, hat an vielen Orten in der Schweiz derzeit ausgeträumt – trotz rekordtiefer Zinsen.

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