Selbst die Banker seien beim Krawattenbinden etwas aus der Übung gekommen, scherzt Oliver Adler (64), Chefökonom Schweiz an der ersten Medienkonferenz mit Publikum nach drei Monaten Lockdown und Homeoffice. Die gute Stimmung übertragen die CS-Ökonomen auch auf die Schweizer Wirtschaft, sind weniger pessimistisch als andere Institute. Das Bruttoinlandsprodukt BIP dürfte 2020 «nur» um 4 Prozent einbrechen, gefolgt von einer rasanten Erholung im nächsten Jahr.
Der Verlauf der Rezession gleiche einem schiefen V glaubt die CS: «Auf den scharfen Einbruch folgt eine schnelle Erholung bis zu einem gewissen Punkt, dann wird es etwas langsamer wieder aufwärtsgehen», sagt Franziska Fischer (28). Die Ökonomin hat kein Krawattenproblem, kennt sich dafür umso besser mit Staatsschulden aus. Die Deutsche hat bis vor kurzem bei der Europäischen Zentralbank EZB gearbeitet. Im Euroraum sind Staatsschulden ein Dauerbrenner, nicht nur in Zeiten der Krise.
Verschuldung kein Problem
Mit Dutzenden Milliarden Franken will die Schweiz die Folgen der Coronakrise abdämpfen. Unter dem Strich rechnen die CS-Ökonomen mit einem Defizit des Bundes von rund 38 Milliarden Franken in diesem Jahr. Geld, das auch ein reiches Land wie die Schweiz nicht einfach so auf der hohen Kante hat. «Doch die Verschuldung der Schweiz ist kein Problem», erklärt Fischer. Denn dank der tiefen Zinsen seien die Schulden nicht teuer. «Zudem verdient die Schweiz dank der Negativzinsen sogar noch ein bisschen Geld mit der Neuverschuldung», so Fischer.
Lob gibt es von der Deutschen für das «Design», die Ausgestaltung der Schweizer Schuldenbremse, die sich in der Krise bewährt habe: «Die Schuldenbremse ist krisenfest ausgestaltet, sieht zahlreiche Ausnahmemöglichkeiten vor, wenn es zu einer unerwartet scharfen Rezession kommt.»
Mehr Zeit für Abbau der Schulden
Nur einen Fehler darf die Schweiz jetzt nicht machen: Mit rigorosen Sparprogrammen die neuen Schulden zu schnell abzubauen. Dafür setzt die Schuldenbremse im Normalfall eine Frist von sechs Jahren: «Diese Frist muss das Parlament nun verlängern», ist Fischer überzeugt. Zumal die Schweiz dank künftigem Wirtschaftswachstum und selbst schon kleinen Budgetüberschüssen ihre Schuldenquote in etwa 13 Jahren wieder auf das Vor-Corona-Niveau senken kann. Eine Schuldenquote, die damals wie heute im internationalen Vergleich ausserordentlich niedrig ist.
Da auch der Abbau der Schulden für die Schweiz kein Problem darstellt, ist auch die letzte Botschaft der CS-Ökonomen klar: Finger weg vom Geld der Nationalbank, denn das sei nur eine «Scheinlösung», weil Gelder einfach von einem Konto des Bundes auf ein anderes verschoben würden.