CS-Chef Tidjane Thiam will CS umbauen
Seine fünf Baustellen

Spätestens bis Ende Jahr will Tidjane Thiam der Credit Suisse eine neue Strategie verpassen. Wohin die Reise geht, ist schon klar: nach Osten.
Publiziert: 26.07.2015 um 15:18 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:31 Uhr
CS-Baumeister Tidjane Thiam will die Bank auf Wachstumskurs bringen.
Foto: Keystone/Fotomontage Sonntags Blick
Von Guido Schätti

Der neue Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam (52) hat eine spezielle Angewohnheit: Er drückt sich am liebsten in Sinnsprüchen aus. Für jede Lebenslage hat der ivorisch-französische Doppelbürger die passende Weisheit auf Lager.

Auf die greift er auch beim anstehenden Umbau der Grossbank zurück. Noch lässt sich Thiam zwar nicht in die Karten blicken. Er bittet um Zeit bis im Spätherbst, bis die neue Strategie entworfen sei.

Doch bei der Präsentation des Halbjahresresultats letzte Woche deutete er schon mal an, wohin die Reise gehen wird. Die von ihm zitierten Weisheiten geben die Richtung vor.

1) Wachstum

Im letzten Quartal fuhr die CS zwar einen Gewinn von mehr als einer Milliarde Franken ein. Thiams Vorgänger Brady Dougan (55) zeigte in seinem letzten Quartal, dass er sein Handwerk nicht verlernt hat. Im Vergleich zur Zeit vor der Finanzkrise aber ist die CS heute nur noch ein Schatten ihrer selbst: Die Gesamterträge lagen 2014 rund ­ein Drittel tiefer als zuvor, der Börsenkurs hat sich halbiert, die Kaptitalrendite betrug weniger als ein Fünftel. Für Thiam ist dieser Krebsgang nicht akzeptabel: «Wenn man nicht wächst, hat man keine Zukunft», lautet sein Motto für diesen Fall. Den Stillstand zu verwalten, ist für ihn keine Option. Das sei, wie im Leben kein anderes Ziel zu haben als zu atmen, sagt er. Deshalb ist klar: Thiam will möglichst bald eine Schubumkehr einleiten und auf Wachstumskurs gehen.

2) Asien

Wo das neue Geschäft herkommen soll, steht bereits fest: aus Asien. Sein Leitspruch dazu: «In Asien wächst der Kuchen schneller, als man ihn essen kann.» 70 Prozent der Weltbevölkerung leben in Fernost. Die Region befindet sich im Aufbruch, jedes Jahr gibt es Millionen von neuen Reichen und Superreichen. Sie alle sind potenzielle Kunden für die Vermögensverwaltung der CS. «Es geht immer auch um die Demografie», so Thiam.

3) Die Schweiz

Bereits machen Ängste die Runde, das Schweizer Geschäft könnte der Asien-Begeisterung des neuen Chefs zum Opfer fallen. Sie dürften unbegründet sein. Denn auch hier vertritt Fussballanhänger Thiam eine unverrückbare Überzeugung: «Wenn man zu Hause nicht gewinnt, hat man auswärts sowieso keine Chance.» Den Heimatmarkt wird Thiam also nicht auf Diät setzen, schon gar nicht in einer Zeit, in der die Konkurrenten UBS und Julius Bär ihr Schweizer Geschäft ausbauen.

4) Investmentbanking

Eines der erklärten Ziele Thiams lautet, die Bank weniger abhängig von kurzfristigen Schwankungen zu machen und die Erträge zu verstetigen. Eine solche konstant sprudelnde Geldquelle aber ist wohl am ehesten im Vermögensverwaltungsgeschäft zu finden. Die UBS hat das mit ihrer schon vor drei Jahren erneuerten Strategie bewiesen. Wie weit Thiam die grosse Schwester vom Paradeplatz kopieren und das Investmentbanking zurückstutzen wird, muss sich aber erst noch zeigen. Thiam ist nämlich nicht dafür bekannt, dass er das Risiko scheut. Sein Sinnspruch dazu: «Stabilität ist gut, aber es darf nicht die Stabilität eines Friedhofs sein.» Gut möglich, dass er das Investmentbanking nur neu ausrichten, nicht aber radikal eindampfen wird.

5) Kultur

Unter Dougan machte die CS zuletzt einen etwas freudlosen Eindruck. Der Optimismus fiel der Dauerkrise zum Opfer. Das will Thiam ändern: «Es ist nicht verboten, die Arbeit zu geniessen», lautet seine Parole. Von der guten Stimmung verspricht sich Thiam auch eine Portion Aggressivität gegen aussen. Sein Leitspruch dazu: «Ein Lächeln ist der beste Weg, um den Gegnern die Zähne zu zeigen.»

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