Sieht so jemand aus, der um seine Absetzung fürchten muss? Wohl kaum, ausser CS-Konzernchef Tidjane Thiam (57) würde gerade sehr gute Miene zum bösen Spiel machen. Seit Kurzem ist der CS-CEO auf Instagram unterwegs, nun postet er ein Bild von einer Zusammenkunft mit seiner engsten Führungscrew.
Thiam und seine Leute strahlen um die Wette, die Stimmung ist aufgeräumt, das Tenue leger, Krawatte trägt nur einer. Die gelöste Stimmung passt zu den jüngsten Medienberichten über die CS-Spitze. Denn einmal mehr machte der grösste CS-Aktionär Stimmung für Thiam – und neu gegen Verwaltungspräsident Urs Rohner (60).
Das ist unter anderem einem Brief an den CS-Verwaltungsrat zu entnehmen, der dem Finanzportal «The Market» vorliegt. Harris Associates besitzt 8,42 Prozent der CS-Aktien – und damit weit mehr als jeder andere Grossaktionär der Bank. Das Sprachrohr von Harris Associates ist Fondsmanager und Anlagechef David Herro (58).
Thiam muss bleiben
Dieser macht im Schreiben unmissverständlich klar: «Es wäre nicht nur ein schlimmer Fehler, den CEO zu ersetzen, der das Unternehmen auf so positive Weise transformiert hat», sagt Herro. «Auch würde es Schwäche demonstrieren und noch mehr solches Verhalten fördern, wenn man angesichts einer orchestrierten Attacke von ausserhalb des Unternehmens einknicken würde.»
Im Klartext: Die ganze CS-Beschattungsaffäre hat nichts mit der Kultur in der Bank zu tun, sondern sei vor allem eine Medienkampagne. Aus Sicht des Grossaktionärs hat Thiam einen guten Job gemacht, muss unbedingt an der Spitze der Bank bleiben. Seine Absetzung brächte nichts ausser noch mehr Unruhe in die Bank.
Kampfansage an Rohner
Dafür sägt Herro ganz offen am Stuhl von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner. Auf Nachfrage von «The Market» sagt Hero: «Wir stellen fest, dass Herr Rohner offenbar versucht, Herrn Thiam aus seiner Position zu entfernen. Deshalb verlangen wir vom Verwaltungsrat, Urs Rohner mit sofortiger Wirkung zu ersetzen, wenn dieser nicht in der Lage ist, Tidjane Thiam als CEO öffentlich zu unterstützen».
Das klingt wie eine Kampfansage an den Schweizer Präsidenten an der Spitze der CS. Und Hero schiebt nach: «Und wenn der Verwaltungsrat nicht entsprechend handelt, werden wir nach anderen Wegen suchen, um Herrn Rohner aus seinem Amt als VR-Präsident entfernen zu lassen.»
Auch die übrigen Grossaktionäre stehen wohl auf der Seite von Harris Associates. Das bedeutet, das sich auch nach der Verwaltungsratssitzung nichts an der CS-Spitze ändern könnte: Thiam darf CEO bleiben und Rohner bis ans Ende seiner Amtszeit im Jahr 2021. (koh)