Offene Märkte, fallende Zölle, einheitliche Standards rund um den Globus: Das war die Richtung, in die die Weltwirtschaft seit dem Ende des Kalten Krieges marschierte.
An den Börsen wurde die Globalisierung trotz diverser Abstürze von einem beispiellosen Boom begleitet, der am Mittwoch seinen Höhepunkt fand: Der US-Leitindex Dow Jones knackte erstmals in der Geschichte die Marke von 20’000 Punkten.
Der neue US-Präsident Donald Trump will die Politik der offenen Grenzen rückgängig machen. Für ihn steht nicht Freihandel im Zentrum, sondern die Devise «America first» – Amerika zuerst. Er will Freihandelsabkommen kündigen und den US-Markt mit Zöllen abschotten.
Was bedeutet der Protektionismus für einzelne Firmen? Die Finanzspezialisten der Credit Suisse haben untersucht, welche Aktien in welchem Szenario die besten Chancen haben.
WC-Hersteller bei den Gewinnern
Am wahrscheinlichsten ist für die CS-Analysten der Übergang zu einer multipolaren Welt. Dies bedeutet, dass sich die USA teilweise als globale Ordnungsmacht zurückziehen, Asien eine Führungsrolle übernimmt und sich die Eurozone erholt. Die Welt hätte drei Zentren, der Handel bewegt sich zum Grossteil innerhalb dieser Wirtschaftsräume.
Wirtschaftlich wird eine solche multipolare Welt von regionalen Champions geprägt. Besonders gute Chancen räumt die CS in diesem Szenario unter den Schweizer Aktien dem Sanitärtechnikkonzern Geberit ein. Global gehören Alibaba, Orange und Zalando zu den Gewinnern.
Trump hilft einem Versicherer
Wenn die Globalisierung hingegen, wie von Trump angedroht, zu einem Ende kommt und die Welt in Nationalstaaten zerfällt, welche die Grenzen dichtmachen, werden die Karten neu verteilt. Global tätige Firmen verlieren ihre Grössenvorteile, die Gewinner sind nationale Champions, die sich auf ihren Heimmarkt konzentrieren.
In der Schweiz würde davon laut CS besonders der Versicherer Swiss Life profitieren. Er erzielt rund 70 Prozent seines Umsatzes in der Schweiz. Auf dem internationalen Parkett sieht die CS den spanischen Energieversorger Endesa, die Airline Ryanair und den US-Schieferölförderer Pioneer Natural Resources unter den Gewinnern.
Handelshaus profitiert, wenn Trump nur droht
Geht hingegen alles im gleichen Stil weiter und entpuppen sich Trumps Drohungen als leer, haben Unternehmen mit der grössten internationalen Präsenz die besten Chancen. In diesem Szenario sieht die CS das Handelshaus DKSH vorn. Dieses ist darauf spezialisiert, Firmen bei der Expansion in neue Märkte zu unterstützen.
Weitere Gewinner in der Schweiz wären die Zurich-Versicherung und der Chip-Hersteller AMS. International hätten Multis wie der Finanzkonzern Citigroup, der Schnapshersteller Diageo oder der Kosmetikproduzent L’Oréal die Nase vorn.