Credit Suisse vor turbulenter General-Versammlung morgen in Zürich
Der Absturz der Überflieger

Erboste Aktionäre werden den CS-Chefs Urs Rohner und Tidjane Thiam an der GV morgen einmal mehr die Leviten lesen. Die stolze Escher-Bank steckt in einer Dauerkrise. Der Niedergang in sieben Akten.
Publiziert: 26.04.2017 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:29 Uhr
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Bittere Stunde: CEO Brady Dougan (2.v.l.), Chefjurist Romeo Cerutti (l.), Vermögensverwaltungschef Robert Shafir und Schweiz-Chef Hans-Ulrich Meister müssen wegen Steuerdelikten vor einem Ausschuss des US-Kongresses antraben.
Foto: Win McNamee
Guido Schätti

Es sollte das Meisterstück von CS-Chef Tidjane Thiam (54) werden: der Börsengang der Schweizer Tochter. Der Verkauf eines Teils ihrer Aktien sollte der ganzen Gruppe zu mehr Kapital und einer besseren Bewertung an der Börse verhelfen.

Gestern hat die CS-Spitze den Plan beerdigt. Um eine Begründung druckste sich Thiam herum. Dafür macht er die hohle Hand bei den Aktionären: Die Ausgabe neuer Aktien soll vier Milliarden Franken einbringen. An der GV morgen dürfte Präsident Urs Rohner (57) die Wut der Anleger zu spüren bekommen. 

Wie konnte es so weit kommen? Die Finanzkrise hatte die CS gut überstanden. Die britische Zeitschrift «Economist» erkor sie 2009 zur besten Bank der Welt. Heute ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Der Niedergang in sieben Akten.

1) Erfolg macht blind

Die CS kam ohne Nahtoderfahrung durch das Subprime-Debakel 2008. In der Zeit danach stellte sich das als Nachteil heraus. CS-Chef Brady Dougan (57) weigerte sich, die wichtigste Lektion zu lernen: dass die alte Welt nicht mehr zurückkommt.

2) Leben in der Blase

Warnsignale blendete die Führung aus. Dougan und Rohner predigten, die CS sei die sicherste Bank der Welt. Die Nationalbank war anderer Meinung: Im Juni 2012 kritisierte sie öffentlich die Kapitalschwäche der Bank. Die Ignoranz hält bis heute an. Die Opposition gegen ihre Löhne haben Rohner und Thiam unterschätzt.

3) Der falsche CEO

Brady Dougan war der richtige Mann für die Finanzkrise. Der Amerikaner spürte, dass der US-Immobilienmarkt kippte. Dafür kassierte er 2010 einen Sonderbonus von 71 Millionen Franken. Danach war Ende Feuer. Dougan hatte kein Rezept gegen den steten Niedergang.

4) Schwacher Verwaltungsrat

Verwaltungsratspräsident Urs Rohner ist ein Jurist. Seine Amtsführung ist darauf ausgelegt, sich gegen alle Seiten abzusichern und Fehler zu vermeiden. Entschlusskraft lässt er vermissen. Er hielt zu lange an Dougan fest. Dadurch verlor die CS wertvolle Zeit.

5) Amerikaner ziehen die Schraube an

Zum Teil hatte die Bank schlicht Pech. Die Amerikaner haben die Bussenschraube in den letzten Jahren brutal angezogen. Die CS hatte bei der Beihilfe zum Steuerbetrug viel weniger kriminelle Energie gezeigt als die UBS. Dennoch zahlte sie mit 2,8 Milliarden eine viermal höhere Busse. Nur weil sie später zur Kasse kam.

6) Eher Bär als UBS

Als Thiam 2015 als neuer Chef angekündigt wurde, feierten ihn die Anleger wie einen Messias. Die CS, so die Hoffnung, würde eine zweite UBS. Doch das war eine Illusion. Die CS verwaltet nur halb so viel Vermögen wie die UBS. Würde sie voll auf die Vermögensverwaltung setzen, wäre sie nicht eine UBS, sondern eine Bank Bär.

7) Neue Strategie greift nicht

Die zweite Ernüchterung folgte, als Thiam im Herbst 2015 seine neue Strategie vorstellte. Auf dem Papier sah alles grossartig aus. Zu grossartig: Die Aktionäre glaubten nicht, dass die Ziele realistisch sind. Die Aktie ging in den freien Fall über. Ein paar Monate später musste Thiam eingestehen, die genannten Zahlen seien nur illustrativ gewesen. Die letzten beiden Quartale war die CS allerdings ordentlich unterwegs.

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