Ausgerechnet Themen, auf die die Politik keine oder nur ungenügende Antworten hat, treiben den Bewohnerinnen und Bewohnern der Schweiz die tiefsten Sorgenfalten auf die Stirn: Die Corona-Pandemie, der Klimawandel und die Altersvorsorge. Das geht aus dem Sorgenbarometer 2021 der Credit Suisse hervor.
Die Hauptsorge bleibt die Corona-Pandemie. Doch statt einer Mehrheit (51 Prozent) wie im letzten Jahr, zählen nun noch 40 Prozent der Befragten die Pandemie zu den fünf Hauptsorgen. Andere Sorgen haben aufgeholt: Für jeweils 39 Prozent sind der Klimawandel (+10 Prozentpunkte) und die Altersvorsorge (+2 Prozentpunkte) ebenfalls Hauptsorgen.
Etwas weniger Angst wegen Corona
Das heisst: Es schwingt nicht mehr eine grosse Sorge obenaus, sondern ein ganzes Sorgen-Trio hat sich an der Spitze der Sorgenrangliste festsetzt und macht der Bevölkerung Angst. Immerhin: Die grosse Sorge wegen Corona ist etwas kleiner geworden. Allerdings dürfte die Umfrage vor dem jüngsten Anstieg der Fallzahlen durchgeführt worden sein. Auch die ungelöste Frage der Beziehungen zu Europa (33 Prozent) und die steigenden Kosten im Gesundheitswesen (25) gehören zu den fünf Topsorgen in der Schweiz.
Manuel Rybach, bei der CS für politische und regulatorische Fragen zuständig, erklärt: «Die Covid-19-Pandemie, welche letztes Jahr direkt auf Platz 1 im Sorgenbarometer eingestiegen ist, muss sich die Spitze neu mit zwei weiteren Sorgen teilen. Dies reflektiert wohl nicht zuletzt das Vertrauen der Bevölkerung in die Widerstandsfähigkeit der Schweiz und ihrer Akteure.»
Das zeige sich auch in der Entwicklung der Sorge Arbeitslosigkeit: Obwohl zuweilen über eine Million Arbeitnehmende in der Schweiz von Kurzarbeit betroffen waren, verliere die einstige Top-Sorge auch in diesen ökonomisch wenig vorhersehbaren Zeiten weiterhin an Bedeutung und komme dieses Jahr auf einen historischen Tiefstand in der Sorgenwahrnehmung, so Rybach.
Optimistische Schweiz
Konkret: Im Jahr 2006 war die Arbeitslosigkeit mit 66 Prozent die mit Abstand grösste Sorge, 2012 fürchteten noch 49 Prozent der Befragten, sie könnten ihren Job verlieren, in diesem Jahr sind es nur noch 14 Prozent.
Interessant: Schweizerinnen und Schweizer zeigen sich auch im zweiten Jahr der Pandemie krisenresistent. 65 Prozent geben an, dass es ihnen zum Zeitpunkt der Befragung wirtschaftlich gesehen sehr oder eher gut gehe. Auch sind 57 Prozent der Meinung, dass es die Schweiz während der Pandemie besser macht als alle anderen Staaten. Und 69 Prozent finden, die Schweiz sei in der Krise solidarisch zusammengestanden. Es gibt aber in den Augen der Befragten Verbesserungspotential: Das mangelhafte Krisenmanagement (55 Prozent) und die hinterherhinkende Digitalisierung (79 Prozent) werden als Hindernisse bei der Bewältigung der Pandemie angesehen. (koh)